KIETRZ Der Historiker Gregor Schöllgen behauptet, es gebe "keine Belege" für die Verarbeitung von Menschenhaar aus Auschwitz durch eine Textilfirma der Unternehmerfamilie Schaeffler. "Tatsächlich sprechen nach heutigem Kenntnisstand ausnahmslos sämtliche Indizien gegen diese Vermutung", erklärt Schöllgen. In keinem der "systematisch durchforsteten" deutschen Archive habe er auch nur einen Hinweis gefunden; dasselbe gelte für die polnischen Archive. Dabei hätte ein Blick in ein Standardwerk des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau aus dem Jahr 1999 genügt, um Hinweise zu finden. Dort heißt es unter anderem: "Einer der Empfänger des im KL Auschwitz zur weiteren Verwertung gesammelten Haares war die bei Oppeln (Opole) in Kietrz (Katscher) bestehende 'Teppichfabrik G. Schoeffler AG', die nach dem Krieg als 'Śląskie Zakłady Pluszu i Dywanow' ('Schlesische Plüsch- und Teppichwerke') bestand." In der Schrift sind die einschlägigen im Archiv des Instituts des Nationalen Gedenkens in Warschau und im Archiv der Staatlichen Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau aufbewahrten Quellen aufgelistet. Ein weiteres - im Internet frei zugängliches - Dokument aus polnischen Archiven belegt, dass eine in Kietrz (Katscher) angesiedelte Firma von Wilhelm Schaeffler (bzw. in anderer Schreibweise Schaeffer) nach Kriegsende in der genannten Firma "Śląskie Zakłady Pluszu i Dywanow" aufging. german-foreign-policy.com veröffentlicht Ausschnitte aus beiden Dokumenten. ex.klusiv
HERZOGENAURACH/KIETRZ (Eigener Bericht) - Die Schaeffler Gruppe räumt bislang verschwiegene Kriegsgeschäfte ihrer Firmengründer im NS-Reich ein. Demnach geht der heutige Konzern nicht nur auf ein Vorgängerunternehmen zurück, das 1940 billig zu erwerben war, weil sein jüdischer Eigentümer hatte fliehen müssen. Die Maschinen, mit denen die Schaefflers nach Kriegsende ihre Unternehmertätigkeit fortführten, entstammten zudem der Rüstungsproduktion für die Wehrmacht. Während des Zweiten Weltkriegs beutete die Unternehmerfamilie schließlich auch polnische, sowjetische und französische Zwangsarbeiter aus. Dies ist einem Gutachten des Historikers Gregor Schöllgen zu entnehmen. Es bestätigt kürzlich publizierte Recherchen dieser Redaktion. Unklarheit herrscht nach wie vor über die Frage, ob Geschäftskontakte der früheren Schaeffler AG aus Katscher (heute Kietrz) zum Vernichtungslager Auschwitz bestanden. Während Schöllgen keine Belege dafür gefunden haben will, berichten polnische Historiker, nach dem Abzug der deutschen Truppen aus Katscher sei in einer dortigen "Schoeffler AG" mit Giftgas kontaminiertes Menschenhaar sichergestellt worden. german-foreign-policy.com veröffentlicht Auszüge aus den Berichten. ex.klusiv
BERLIN/WASHINGTON (Eigener Bericht) - Die deutsche Windkraftindustrie erhofft sich Wachstumssprünge vom Klimapaket der neuen US-Administration. Washington will in den kommenden drei Jahren die Produktion erneuerbarer Energien verdoppeln; deutsche Firmen rechnen mit Großaufträgen in der Windkraftbranche und rüsten sich für den Aufbau eigener Fabriken in den USA. Das Land gilt derzeit noch vor der Volksrepublik China als wichtigster Zukunftsmarkt. Die intensive nationale wie internationale Förderpolitik der Bundesregierung zahlt sich mittlerweile aus: Für das laufende Jahr erwartet die deutsche Windkraftindustrie trotz der sich ausweitenden Krise ein Umsatzplus von bis zu 20 Prozent. Die Exportquote der Branche lag bereits 2007 deutlich über dem Durchschnittswert des deutschen Maschinenbaus und erreichte einen neuen Rekord – mit 85 Prozent. ex.klusiv
BERLIN/DÜSSELDORF (Eigener Bericht) - Mit Millionensummen für "zivile Sicherheitsforschung" subventioniert Berlin die deutsche Rüstungsindustrie. Gefördert werden explizit militärische Projekte - unter anderem die Entwicklung technischer Systeme zum Aufspüren von "Sprengfallen". In den Genuss der verdeckten Staatsfinanzierung kommen Waffenschmieden wie Diehl, Siemens und EADS. Die Beihilfen für den deutsch-französischen EADS-Konzern werden durch Kooperationsvereinbarungen zwischen Berlin und Paris flankiert; eine enge bilaterale Zusammenarbeit auf dem Repressionssektor besteht auch mit dem Staat Israel. Deutsche Polizeidienststellen sind als "Endnutzer" direkt in die Entwicklung der neuartigen Überwachungs- und Repressionstechnologien eingebunden. Die Koordination der staatlichen Forschungsförderung übernimmt der industrienahe Verein Deutscher Ingenieure (VDI). ex.klusiv
BERLIN (Eigener Bericht) - Berlin bereitet sich auf Terroranschläge in der Bundesrepublik als Reaktion auf die weltweiten deutschen Militärinterventionen vor. Als möglich gelten unter anderem Angriffe auf die Versorgungsinfrastruktur, etwa in Form einer gezielten Vergiftung des Trinkwassers deutscher Großstädte. Um die prognostizierten Gefahren zu kontern, fördert die Bundesregierung die Entwicklung von Überwachungs- und Repressionstechnologien mit Staatsgeldern im dreistelligen Millionenbereich. Aktuell steht die Absicherung des Warenverkehrs von und nach Deutschland auf dem Programm. Begleitet wird das Vorhaben von sozialwissenschaftlichen Untersuchungen. Diese sollen die Widerstände in der Bevölkerung gegen den eiligen Ausbau von Überwachungs- und Repressionsmaßnahmen ausloten, mit dem Deutschland im Inneren kriegsfest gemacht wird, und die Grundlagen für eine entsprechende Akzeptanzwerbung liefern. ex.klusiv
BERLIN/WASHINGTON/KABUL (Eigener Bericht) - Zur Abstimmung der westlichen Kriegsstrategie bricht der neue Berliner Afghanistan-Beauftragte in dieser Woche nach Washington auf. Die Ausweitung der Kämpfe ist beschlossene Sache; die Bundeswehr stockt dazu ihr Kontingent am Hindukusch um vorerst 600 Soldaten auf. Die neue US-Regierung dringt weiter auf die Entsendung zusätzlicher Truppen. Zu den Schwierigkeiten, die rasch gelöst werden müssen, gehört die Frage der Nachschubwege, da die bisherige Hauptroute via Pakistan immer stärker unter Beschuss von Aufständischen gerät. Russland bietet dem Westen logistische Dienste an - Transitgenehmigungen für Militärtransporte per Bahn. Die Mobilisierung von weiteren nichtmilitärischen Hilfskräften wird ebenfalls diskutiert; im Gespräch sind Unterstützungsleistungen Indiens oder auch des Iran. Jüngste Erhebungen der UNO belegen die desaströse Entwicklung des Krieges; demnach ist wegen der Eskalation der Kämpfe im vergangenen Jahr die Zahl getöteter Zivilisten um 40 Prozent gestiegen. ex.klusiv
LAMPEDUSA/BERLIN (Eigener Bericht) - Trotz eskalierender Flüchtlingsrevolten in den Grenzlagern und Abschiebegefängnissen der EU verweigert Berlin eine Humanisierung der europäischen Asylpolitik. Wie EU-Innenkommissar Jacques Barrot verlangt, sollen die teilweise lächerlich niedrigen Anerkennungsquoten in Asylverfahren nach oben korrigiert und die Lebensbedingungen von Flüchtlingen mit der Einführung von Mindeststandards auf ein menschenwürdiges Niveau gehoben werden. Das Bundesinnenministerium erklärt, es sei nicht bereit, den Forderungen zu entsprechen. Erst kürzlich hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel den deutschen Beitrag zur "Flüchtlingsbekämpfung" gelobt - auch im Mittelmeer. Dort setzen sich inzwischen die aus Afrika einreisenden Migranten gegen Internierung und Massenabschiebungen zur Wehr. Die Proteste beschränken sich nicht nur auf Lampedusa, wo die Lage nach brachialen Abschiebeversuchen gänzlich außer Kontrolle geraten ist, sondern erreichen inzwischen das italienische Festland und Malta. Die Eskalation ist auch ein Ergebnis der Berliner Flüchtlingsabwehr, die den Druck an den Außengrenzen der EU gewaltig erhöht. ex.klusiv
BERLIN/DJIBOUTI (Eigener Bericht) - Transatlantische Rivalitäten begleiten den internationalen Aufmarsch von Kriegsschiffen am Horn von Afrika. Zwei Dutzend Fregatten und Zerstörer aus mehr als einem Dutzend Staaten operieren mittlerweile zur Piratenbekämpfung in dem Gebiet, das einige der wichtigsten globalen Seehandelswege umfasst. Dabei bestehen die westlichen Führungsmächte auf getrennten Kommandos. Während die EU ihren ersten eigenständigen Marineeinsatz probt, haben die Vereinigten Staaten ihrerseits einen neuen multinationalen Verband gegründet, dem sich auch europäische Staaten anschließen. Damit treten EU und USA erstmals in militärischer Konkurrenz zueinander an und kämpfen um die Führung. Zugleich stärkt Russland mit dem Bau mehrerer Marinestützpunkte seine strategische Position in der Region. Die deutsche Basis in dem umkämpften Gebiet befindet sich in Djibouti. Marinekreise beginnen, die Öffentlichkeit auf eine dauerhafte Stationierung deutscher Kriegsschiffe am Horn von Afrika vorzubereiten. ex.klusiv
BAGDAD/BERLIN/BIELEFELD (Eigener Bericht) - Neue Geschäfte im Irak erhofft die deutsche Wirtschaft von der aktuellen Reise des deutschen Außenministers nach Bagdad. Wegen der erheblichen Kriegszerstörungen stünden nun umfangreiche Wiederaufbauprogramme bevor, heißt es in Berlin; die irakische Regierung habe in der letzten Zeit gespart und allein im vergangenen Jahr einen Haushaltsüberschuss von 13 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, von dem man jetzt profitieren könne. Wie Berliner Irak-Spezialisten erklären, sind deutsche Unternehmen bereits jetzt in weit größerem Umfang als bekannt in dem mittelöstlichen Land aktiv, operieren dort aber oft unter Tarnnamen - aus Sicherheitsgründen. Zur Vermittlung einheimischen Personals unterhält die deutsche Wirtschaft ein eigenes Programm ("Rebuild Iraq Recruitment Program"); um die Begleitung unvermeidbarer Vor-Ort-Termine deutscher Manager kümmert sich eine Security-Firma aus Bielefeld, die dafür ehemalige Mitglieder polizeilicher und militärischer Eliteeinheiten engagiert. Die deutschen Irak-Geschäfte zeigen exemplarisch Wege, die Gewinnmaximierung in fremden Ländern auch unter Kriegsbedingungen aufrecht zu halten. ex.klusiv
DRESDEN (Eigener Bericht) - Mit hilflosen Parolen kommentieren Politik und Medien den Dresdner Aufmarsch von 6.000 Neonazis und die anschließenden Gewaltexzesse. Eine "Bande" Rechtsextremer habe die sächsische Landeshauptstadt "besudelt", heißt es in einer Stellungnahme der Oberbürgermeisterin; in der Presse ist von einem unerklärlichen "Nazi-Fluch" und einem "Schatten" auf einem unschuldigen Gedenken die Rede. Tatsächlich nützt den Neonazis die Entwicklung der offiziösen deutschen Geschichtsdebatte, die immer stärker deutsche Todesopfer aus dem Zweiten Weltkrieg in den Mittelpunkt rückt. Die Bundesregierung hat bereits im Dezember 2002 mitgeteilt, sie begrüße diese Entwicklung. Während die Dresdner Aufmärsche zum Gedenken an deutsche Kriegstote seit Jahren wachsen, diskutiert die akademisch ausgebildete Rechte über künftige Entschädigungsforderungen an die Anti-Hitler-Koalition. Grund: angebliche Kriegsverbrechen bei der Niederwerfung der NS-Aggression. ex.klusiv