Deutsche Neuordnung Europas

1871-1918

Die "Neuordnung Europas" ist sowohl stets wiederkehrender Vorwand als auch ausgesprochene Zielsetzung deutscher Expansionspolitik. Bereits bei der Reichsgründung (1870/1871) erfolgte diese "Neuordnung" durch Krieg, damals gegen Frankreich. In der Folgezeit rüstete das Kaiserreich weiter auf. Die wirtschaftliche und politische Expansion bediente sich zahlreicher Theoriegerüste, die den Eroberungswillen verbrämten. Der folgenreichste Ansatz wollte eine europäische "Neuordnung" durch Diktat angeblicher Gesetzmäßigkeiten von "Rasse", "Boden" und "Raum" erreichen. Nach Meinung zahlreicher Autoren gehört die in solchen Theorien zum Ausdruck kommende Vorstellungswelt dem Mittelalter an. Sie scheint von der Aufklärung unberührt und läßt Elemente frühzeitlicher Grausamkeit erkennen.
Die besondere deutsche Aggressivität nimmt zuerst in der Kolonialpolitik Gestalt an (Ausrottungfeldzüge in Afrika). Wenig später, am Vorabend des 1.Weltkriegs, begnügt sich das kaiserliche Expansionsprogramm nicht länger mit der "Neuordnung Europas". Es strebt jetzt nach Weltherrschaft.
Weite Teile der deutschen Bevölkerung lassen sich in diese Zielsetzung einbinden. Der um sich greifende Nationalismus neutralisiert soziale Forderungen, so daß das Aufbrechen innerer Widersprüche weitgehend vermieden wird. Um auch oppositionelle und skeptische Deutsche in das Expansionsprogramm zu integrieren, wird die "Neuordnung Europas" als besondere deutsche Verpflichtung dargestellt. Ziel sei die Befreiung der in Europa unterdrückten Völker sowie die Verbreitung wirtschaftlichen und politischen Fortschritts. Die "Neuordnung Europas" diene nur und ausschließlich dem Frieden, heißt es.

Leo Kofler
Zur Geschichte der bürgerlichen Gesellschaft
Versuch einer verstehenden Deutung der Neuzeit (Band 2)

Berlin: Dietz Verlag, 1992
ISBN 3-320-01767-5
DM 48,-

Seit dem Mittelalter hinken die Verhältnisse in "Deutschland und Preußen" den Entwicklungen im übrigen Europa hinterher, schreibt der Autor. Noch im 19. Jahrhundert werde das staatliche Leben von "mittelalterlich-barbarischen"Zügen geprägt. Demokratische Bewegungen erleiden in Deutschland Niederlage um Niederlage.

Friedrich Ratzel
Politische Geographie

(Erstausgabe: München und Leipzig: Verlag R. Oldenbourg, 1897 )
Durchges. u. erg. von Eugen Oberhummer. - Neudr. d. 3. Aufl. von 1923
Osnabrück: Zeller, 1974
ISBN 3-7648-0562-5

Grundlagenwerk zum Verständnis des sich Ende des 19. Jahrhunderts entfaltenden deutschen Imperialismus und seiner Ordnungsvorstellungen. Mittels weltweiter Untersuchung von "Boden", "Rasse" und "Raum" begründet der bis heute in Deutschland angesehene Autor einen "Expansionstrieb" der "gesunden Völker", zu denen er an erster Stelle das deutsche zählt.

Friedrich Ratzel
Der Lebensraum
Eine biogeographische Studie

(Erstausgabe:In: Festgaben für Albert Schäffle zur siebenzigsten Wiederkehr seines Geburtstages am 24. Februar 1901
Tübingen: Laupp Verlag, 1901)
Sonderausg: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1966

Zuspitzung des sozialdarwinistischen Ansatzes deutscher Expansionstheorien. Demnach "kämpft überall auf der Erde Leben mit Leben um Raum." Diesem "Kampf ums Dasein" müssen sich die Deutschen stellen und aufgrund ihrer Rassezugehörigkeit gewinnen, schreibt der Autor. Siehe zu Ratzels "Lebensraum"-Konzept auch die späteren Ideologen des Nationalsozialismus (Carl Schmitt, Karl Haushofer).

Klaus Wagner
Krieg

Jena, 1906

Kriegsprogramm des deutschen Kaiserreichs: "Weiter Raum wird nur durch den Krieg erworben und durch nichts anderes" (Wagner).

Ernst Hasse
Weltpolitik, Imperialismus und Kolonialpolitik
In: Deutsche Politik, II. Band, 1.Heft

München: Lehmann Verlag, 1908

Der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes ruft nach "Errichtung eines deutschen Weltstaates." "Der deutsche Imperialismus", schreibt Hasse, habe einen "Anspruch auf ausschließliche Beherrschung des Weges von Hamburg nach Konstantinopel und der Mündung des Euphrat und Tigris."

Friedrich Ratzel
Anthropogeographie
Nachdruck: Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft

T. 1. Grundzüge der Anwendung der Erdkunde auf die Geschichte. - Unveränd. reprograf. Nachdr. d. 2. Aufl. Stuttgart, Engelhorn, 1899 - 1975
ISBN 3-534-05824-0
114.- DM

T. 2. Die geographische Verbreitung des Menschen. - Unveränd. reprograf. Nachdr. d. 1. Aufl. Stuttgart, Engelhorn, 1891 - 1975
ISBN 3-534-05825-9
137.- DM

Operative Anleitungen zum "Kampf um den Raum", die zum taktischen Grundlagenmaterial der deutschen Außenpolitik gehören. Die Zentren der zu besiegenden Staaten sollen durch Zersetzung ihrer Peripherien geschwächt und anschließend erobert werden ("Wechselwirkung zwischen Mittelpunkt und Peripherie"). Das "Wachstum der Völker" durchbreche sämtliche Grenzen, heißt es.

Arthur Dix
Deutscher Imperialismus

Leipzig: Dieterich Verlag, 1912

Ein an Sozialdemokraten und deutsche Kleinbürger gerichtetes Angebot, die deutsche Expansion mitzutragen und von ihrer Beute zu profitieren. Der "seinem Wesen nach mehr auf äußere Kolonisation gerichtete deutsche Imperialismus" habe "verstärkt für die Festigung seiner Grundlagen im Inneren" zu sorgen, heißt es bei Dix. Durch "Schutz der nationalen Arbeit" entstehe ein deutsches Volkskollektiv (das der späteren "Volksgemeinschaft" der Nationalsozialisten als Vorbild diente).

Fritz Fischer
Griff nach der Weltmacht
Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/1918

Düsseldorf: Droste Verlag, 1984 (Erste Auflage 1961)
ISBN 3-7700-0902-9
DM 24,-

In zahlreichen Dokumenten wird die provokative, auf Unterjochung der europäischen Nachbarn zielende Kriegspolitik des kaiserlichen Deutschland ausführlich dargestellt: Der maßgeblich von Deutschland heraufbeschworene Krieg diente einem Expansionsprogramm, das sich mit Europa nicht begnügte und nach Afrika, Asien und Amerika ausgriff. In der im Buchhandel verfügbaren Ausgabe fehlen zahlreiche Passagen zur deutschen Ostexpansion. Greifen Sie bitte auf die Originalausgabe zurück.

Martin Bennhold
Deutschland und die "Dekomposition" Osteuropas

In: Blätter für deutsche und internationale Politik
Bonn 10/1991.

Das "Dekompositionsinteresse" Deutschlands, das Interesse an einer Zerlegung von Staaten in Ost- und Südosteuropa, hat eine alte Tradition; es sollte und soll deutsche Vorherrschaft garantieren und wird nun, nach 1990, erneut in die Praxis umgesetzt: Zunächst bezüglich der UdSSR, dann bezüglich Russlands. Die Tradition reicht von Friedrich Naumann und Paul Rohrbach (um 1900) über den 1. Weltkrieg, die Außenpolitik der Weimarer Republik, die Expansionspolitik des Nationalsozialismus und die außenpolitische Perspektive der Regierung Goerdeler (20. Juli 1944) bis in die heutige Phase ihrer Realisierung - freilich unter heute neuen (und riskanten) Bedingungen. Es ist die Traditionslinie des "deutsch geführten Mitteleuropa".

Reinhard Opitz (Hg.)
Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945

Bonn: Verlag Pahl-Rugenstein Nachfolger, 1994
ISBN 3-89144-198-3
DM 68,-

Quellenwerk zum grundsätzlichen Verständnis deutscher Strategien bei der "Neuordnung Europas". Für den hier behandelten Zeitraum (1871-1918) belegen zahlreiche Dokumente, daß die kaiserliche Expansion wirtschaftspolitischen Interessen folgt und mit nationalistischer Demagogie aufgeladen wird. Deutschland habe sich einem "ethischen Imperialismus" zu verschreiben, heißt es: "Eine so ungeheuere Kraft, wie wir sie in diesem Kriege entfaltet haben, muss sich vor der Welt ethisch begründen, will sie ertragen werden".

1918-1945

Nach dem verlorenen Krieg modifiziert die deutsche Außenpolitik ihre Mittel, nicht aber das Ziel. Die "Neuordnung Europas" soll nun in mehreren Etappen erfolgen:
1. Revision des Versailler Friedensvertrages, um die verloren gegangenen Territorialgebiete wiederzugewinnen;
2. Aufstieg zur "gleichrangigen" europäischen Großmacht;
3. Kontinentale Führungsrolle.
Wegen des nach 1918 geltenden Rüstungsverbots werden in der ersten Etappe die üblichen diplomatischen Mittel eingesetzt. Dazu gehören auch subversive Aktionen in den europäischen Nachbarstaaten. In der zweiten Etappe beginnt die (heimliche) Aufrüstung. Daran schließen sich unverhohlene Gewaltdrohungen und territoriale Übergriffe an, die in der dritten Etappe einen neuen Weltkrieges auslösen.
Trotz zahlreicher Interessengegensätze innerhalb der staatlichen Bürokratien und privaten Wirtschaftsverbände bleiben die deutschen Zielprojektionen in sämtlichen Phasen konstant: Das eigene Herrschaftsgebiet soll ökonomisch zum "Großraum" und politisch zu "Europa" erweitert werden. "Ergänzungsräume" sind Afrika und Asien.
Die in der deutschen Geopolitik enthaltenen rassistischen Elemente (vgl. 1871-1918: Friedrich Ratzel u.a.) werden von Etappe zu Etappe stärker. Im Endstadium der deutschen Expansion ist dieser Rassismus bestimmend und setzt sich auch gegen Wirtschaftsinteressen durch. Die angeblichen Gesetzmäßigkeiten von "Rasse", "Boden" und "Raum" begeistern die überwiegende Anzahl der deutschen Bevölkerung. In der "Volksgemeinschaft" steigert sich die besondere deutsche Aggressivität zu unvorstellbaren Verbrechen.

Fritz Fischer
Hitler war kein Betriebsunfall

München Verlag C.H. Beck, 1993
ISBN 3-406-34051-2
DM 19,80

Der von der etablierten westdeutschen Historikerzunft heftig angefeindete Hamburger Autor untersucht die spezifischen Strukturen gesellschaftlicher, ökonomischer und politischer Macht im deutschen Kaiserreich. Fischer stellt die expansive und aggressive Außenpolitik des wilhelminischen Reiches dar, um zu zeigen, , welche Rolle den Eliten dabei zukam und in welchem Maße sie Hitlers Aufstieg ermöglichten.

Reinhard Opitz (Hg.)
Europastrategien des deutschen Kapitals 1900-1945

Bonn: Verlag Pahl-Rugenstein Nachfolger, 1994
ISBN 3-89144-198-3
DM 68,-

Quellenwerk zum grundsätzlichen Verständnis deutscher Strategien bei der "Neuordnung Europas". Für den hier behandelten Zeitraum (1918-1945) belegen zahlreiche Dokumente die ungebrochene Kontinuität deutscher Außenpolitik seit dem Kaiserreich. Der "ethische"Auftrag der Berliner Expansion wird erneut und verstärkt mit dem angeblichen Zwang zur Einigung Europas begründet. Demnach ist der europäische Kontinent ein "Großraum", der wirtschaftlich und politisch koordiniert werden müsse. Daß hinter solchen Theorien die Absicht deutscher Hegemonie steht, zeigen geheime Aktivitäten des Auswärtigen Amtes der Weimarer Republik.

Walter v. Goldendach/Hans-Rüdiger Minow
Von Krieg zu Krieg
Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas

Berlin: Verlag 8. Mai, 1996 (Erste Auflage)
ISBN 3-931745-02-3
München: Das Freie Buch, 1999
ISBN 3-922431-71-2

Die subversive deutsche Außenpolitik finanziert seit spätestens 1925 Minderheiten in Ost- und Westeuropa, um den Kontinent "ethnisch neu zu ordnen". Unter Anleitung des Auswärtigen Amtes werden u.a vom "Europäischen Nationalitätenkongreß" Forderungskataloge entworfen, an deren Beginn das Verlangen nach "kultureller Autonomie" steht, um mit separatistischen Losungen zu enden. Das von den Nationalsozialisten weitergeführte Programm benutzte Minderheiten zur systematischen Destabilisierung ihrer Heimatstaaten.

Carl Schmitt
Völkerrechtliche Grossraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte

Berlin-Wien: Deutscher Rechtsverlag, 1939

Völkerrechtliche Grossraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte
Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht

Unveränd. Ausg. der 1941 im Dt. Rechtsverl., Berlin, Leipzig, Wien erschienenen 4., um ein Kapitel über den "Raumbegriff in der Rechtswissenschaft" erw. Aufl.
Berlin : Duncker und Humblot, 1991
ISBN 3-428-07110-7
DM 38.00

Unter Berufung auf die Monroe-Doktrin beansprucht die deutsche Aussenpolitik ausschließliche Verfügungsgewalt über den europäischen Kontinent ("Großraum") und weist wirtschaftliche und politische Ansprüche der USA zurück. Demnach sind die "für einen solchen Großraum geltenden Grundsätze (...) nicht Sache raumfremder Mächte, die sich von außen in diesen Raum einmischen (...) sondern der diesen Raum tragenden volkhaften und staatlichen Mächte, insonderheit des Deutschen Reiches."

Heinrich Hunke et al.
Europäische Wirtschaftsgemeinschaft

Berlin: Haude && Spenersche Verlagsbuchhandlung Max Paschke, 1942

Die Autoren entwickeln das Programm einer zukünftigen europäischen Wirtschaftsordnung unter deutscher Führung. Um die "rationellere Ausnutzung der Produktionskapazitäten" und eine "bessere Bedienung der Absatzmärkte" zu bewerkstelligen, sollen die nationalen Zollgrenzen fallen. Deutschland werde seine Industrieprodukte widerstandslos exportieren können, während aus dem übrigen Europa vor allem Agrar- und Halbfertigprodukte eingeführt werden ("Grundsatz einer regionalen Ordnung von Erzeugung und Absatz im europäischen Raum").

Friedrich Bülow
Grossraumwirtschaft, Weltwirtschaft und Raumordnung

In: Raumforschung und Raumordnung. Volks- und Raumpolitische Reihe herausgegeben von Prof. Dr. Paul Ritterbusch, Heft 1. K.F. Leipzig: Koehler Verlag, 1943

"Die Idee einer europäischen Wirtschaftsgemeinschaft" unter deutscher Führung mündet in Planungen für ein kontinentales "Reich", den kommenden "Lebensraum" "sozialbiologischen" Zuschnitts. Der prominente Autor nationalsozialistischer Herrschaftstheorien setzte seine staatliche "Raumordnungs"-Tätigkeit in der Bundesrepublik Deutschland fort.

John Laughland
The Tainted Source
The Undemocratic Origins of the European Idea

London: Warner Books, 1997
ISBN 07515 23 240

Zahlreiche Nachkriegspropagandisten der europäischen Integration (so in Frankreich, Italien oder Belgien) traten wenige Jahre zuvor für die "Neuordnung Europas" unter nationalsozialistischen und faschistischen Vorzeichen ein. Als Kollaborateure der Deutschen waren sie Anhänger einer auf Ratzel und Haushofer zurückgehenden Geopolitik. Ihre Neuordnungsziele konvergieren mit der Reichs-Idee: Die Zerstörung der europäischen Nationalstaaten zugunsten eines totalitär verwalteten Wirtschaftsblocks, der den gesamten Kontinent beherrscht.

Hans Werner Neulen
Europa und das 3. Reich
Einigungsbestrebungen im deutschen Machtbereich 1939-45

München: Universitas Verlag/Langen-Müller, 1987
ISBN 3-8004-1141-5
DM 48,-

Dokumentenband im rechtskonservativen Verlag Langen-Müller. Die Sammlung enthält zahlreiche Entwürfe für eine deutsche "Neuordnung Europas", welche die "Nachkriegsplanungen der Europäischen Verteidigungsgemeinschaft bzw. der EWG bisweilen im Detail"vorwegnehmen.

Wolfgang Schumann, Ludwig Nestler et al.
Europa unterm Hakenkreuz
Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945)

Achtbändige Dokumentenedition/hrsg. vom Bundesarchiv. - Heidelberg : Hüthig Früher hrsg. von einem Kollegium unter Leitung von Wolfgang Schumann und Ludwig Nestler. - Früher im Dt. Verl. der Wiss., Berlin
ISBN 3-326-00411-7

Bd. 1: Die faschistische Okkupationspolitik in Österreich und der Tschechoslowakei (1938-1945)

Berlin : Dt. Verl. d. Wiss., 1988
ISBN 3-326-00293-9

Bd. 2: Die faschistische Okkupationspolitik in Polen (1939-1945)

Berlin : Dt. Verl. der Wiss., 1989
ISBN 3-326-00294-7

Bd. 3: Die faschistische Okkupationspolitik in Frankreich (1940-1944)

Berlin : Dt. Verl. der Wiss., 1990
ISBN 3-326-00297-1

Bd. 4: Die faschistische Okkupationspolitik in Belgien, Luxemburg und den Niederlanden (1940-1945)

Berlin : Dt. Verl. der Wiss., 1990
ISBN 3-326-00296-3

Bd. 5: Die faschistische Okkupationspolitik in den zeitweilig besetzten Gebieten der Sowjetunion (1941-1944)

Berlin : Dt. Verl. der Wiss., 1991
ISBN 3-326-00300-5
178,- DM

Bd. 6: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Jugoslawien, Griechenland, Albanien, Italien und Ungarn (1941-1945)

Berlin ; Heidelberg : Hüthig, 1992
ISBN 3-8226-1892-6

Bd. 7: Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Dänemark und Norwegen : (1940 - 1945)

Berlin ; Heidelberg : Hüthig, 1992
ISBN 3-8226-1992-2
72,- DM

Erg. - Bd. 1: Okkupation und Kollaboration : (1938 - 1945) ; Beiträge zu Konzepten und Praxis der Kollaboration in der deutschen Okkupationspolitik

Berlin ; Heidelberg : Hüthig, 1994
ISBN 3-8226-2492-6
138,- DM

Bd. 8 = Erg.- Bd. 2: Analysen, Quellen, Register

Berlin ; Heidelberg : Hüthig, 1996
ISBN 3-7785-2338-4
198,- DM

Die umfangreiche Edition ist ein Grundlagenwerk, das die Praxis der deutschen "Neuordnung" anhand zahlreicher "Dokumente aus den verschiedensten Instanzen des faschistischen Machtapparats" belegt. In den äußerst sorgfältig edierten Bänden sind die wichtigsten Selbstaussagen zur wirtschaftlichen Ausplünderung und detaillierte Befehle zur Massenvernichtung in den besetzten Ländern versammelt.
Mit präzisem Kartenmaterial.

Ulrich Herbert
Best
Biographische Studien über Radikalismus, Weltanschauung und Vernunft 1903-1989

Bonn: Verlag Dietz Nachf., 1996
ISBN 3-8012-5019-9
58,- DM

Am Beispiel von Werner Best, NS-Verwaltungschef im okkupierten Frankreich und oberster Reichsvertreter im besetzten Dänemark, portraitiert der Autor einen einflußreichen Praktiker der "Neuordnung Europas". Unter der unumstößlichen Prämisse deutscher Führung baute sein Konzept auf wirtschaftliche und politische Kollaboration der westeuropäischen Eliten. Die Flexibilität und vorgebliche Leidenschaftslosigkeit deutscher Hegemonie, wie sie Best in den okkupierten Ländern vorführte, konnte in bestialische Grausamkeiten übergehen ("Gegenterror"), sobald sich Widerstand regte.
Der Autor beschreibt den politischen "Wiederaufstieg" des SS-Mannes Best in der Bundesrepublik Deutschland.

1945-1989

Die Wiedergewinnung des deutschen Machtpotentials erfolgt nach Weimarer Muster: Wie damals wird eine Revision der Kriegsergebnisse, insbesondere die Rückgabe der verlorenen Territorialgebiete, verlangt. Westdeutschland verspricht Friedfertigkeit, für die es im Rahmen eines "vereinten Europa" Garantien abgibt. Nach einer nur kurzen Schwächeperiode erfolgen wirtschaftliche und militärische Rekonstruktion. Die Bundesrepublik Deutschland steigt zur führenden europäischen Macht auf, bleibt aber bis in die achtziger Jahre politisch eingeengt, da ihr der Zugriff auf Osteuropa verwehrt ist.
Mit zunehmender wirtschaftlicher Stärke werden deutsche Rufe nach einer europäischen "Neuordnung" lauter. Man müsse "antiquiertes Nationaldenken überwinden" und eigene Souveränitätsrechte in ein gemeinsames "Europa"einbringen, fordern Bonner Politiker von ihren Nachbarn.
Während der auf die westeuropäischen Partner ausgeübte Entstaatlichungsdruck zunimmt, verfolgt die Bundesrepublik ein unbeirrt nationales Programm und erreicht die territoriale Einverleibung der DDR. Jetzt müsse auch der übrige "Lebensraum Osten" zurückgewonnen werden, heißt es bei Autoren, die in liberalen Zeitschriften publizieren.
Die seit 1945 verfolgte Politik der Weltkriegssieger, insbesondere die auf deutsche Unterordnung zielende Politik der USA, endet 1989 in einem Fiasko.

Henry Morgenthau, Jr.
Germany is our Problem

New York and London: Harper && Brothers Publishers, 1945

Im Auftrag von US-Präsident Franklin D. Roosevelt entwickelte der Autor 1944 ein politisches und wirtschaftliches Programm, das den deutschen Wiederaufstieg verhindern soll. ("To prevent Germany from starting a World War III"). Die zu Morgenthaus Programm führenden wesentlichen Überlegungen werden hier zusammengefaßt. Morgenthau verlangt effektive Nachkriegskontrollen, um eine neuerliche deutsche Expansion unmöglich zu machen. Mit einem Teilungsplan und dem Wortlaut des Potsdamer Abkommens.

Reinhard Gehlen
Der Dienst
Erinnerungen 1942-1971

München, Zürich : Droemer-Knaur, 1977
ISBN 3-426-00300-7
8,80 DM

1945 bieten sich deutsche Industrielle und Militärs den USA als Verbündete an. Sie versprechen den Ausbau Deutschlands zu einem"antibolschewistischen Bollwerk". Wie bereits nach dem ErstenWeltkrieg ist das Ziel die "Wiedervereinigung mit den verloren gegangenen Teilen Deutschlands" und ein "gleichberechtigter Platz in Europa". Der Autor ist ehemaliger Präsident der deutschen Auslandsspionage (Bundesnachrichtendienst) und blickt auf den Übergang seiner Karriere vom Nationalsozialismus in das westliche Nachkriegsdeutschland zurück.

Volker R. Berghahn, Paul J. Friedrich
Otto A. Friedrich, ein politischer Unternehmer
Sein Leben und seine Zeit, 1902-1975 Geleitwort von Helmut Schmidt

Frankfurt a M./New York: Campus Verlag, 1993
ISBN 3-593-34847-0
78,- DM

"Dieses Buch handelt von den westdeutschen Industrieeliten in den drei Jahrzehnten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und von einem ihrer markantesten Vertreter und Sprecher in jener Zeit": Otto A. Friedrich. Friedrich war Vorstandsvorsitzender der norddeutschen Phoenix AG, die er mit zahlreichen US-Unternehmen verkoppelte. Er stieg zum Rohstoffberater der Bundesregierung auf. Später wurde er persönlich haftender Gesellschafter der Flick-Gruppe. Gemeinsam mit dem überlebenden NS-Planungspersonal koordiniert er in den fünfziger Jahren wirtschaftliche Maßnahmen für die "Neuordnung" durch Wiederaufrüstung.

Gerhard Schröder
Für eine politische Union Europas
Presseerklärung des Bundesministers des Auswärtigen vom 25. April 1962. (Auszug).

In: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland: Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Vom Kalten Krieg zum Frieden in Europa. Dokumente von 1949-1989
Bonn: 1990
ISBN 3-87959-438-4

Binnen eines Jahrzehnts gelingt es der westdeutschen Politik, bei der kontinentalen Verflechtung (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft/ EWG) eine führende Rolle einzunehmen. In Europa solle "eine gemeinsame Volkswirtschaft" entstehen, "die zu den größten und bedeutendsten Wirtschaftsräumen der Welt gehört", heißt es in der Presseerklärung des damaligen Bundesaußenministers.

Bericht zur europäischen Entwicklung
Bericht der deutschen Präsidentschaft im Rat der Europäischen Gemeinschaften und in der Politischen Zusammenarbeit (EPZ) im ersten Halbjahr 1974, veröffentlicht am 9. August 1974. (Auszüge).

In: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland: Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Vom Kalten Krieg zum Frieden in Europa. Dokumente von 1949-1989
Bonn: 1990
ISBN 3-87959-438-4

Der ökonomische Nachkriegstriumph beflügelt deutsche Forderungen nach einer politischen Union Europas, die an Überlegungen aus der Zeit zwischen 1943 und 1945 erinnern. Inzwischen spricht sich die Regierung der Bundesrepublik Deutschland "weltpolitische Verantwortung" zu und moderiert "zeitweilige Spannungen" zwischen der EG und den USA.

Viktor Freiherr von Malchus
Partnerschaft an europäischen Grenzen
Integration durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Bonn: Europa Union Verlag, 1975
(Europäische Schriften des Instituts für Europäische Politik ; Bd. 39/40)
DM 22,-

Zahlreiche Vorfeld- und Tarnorganisationen der deutschen Außenpolitik stellen die Souveränitätsrechte der westeuropäischen Nachbarn in Frage ("Integration"). Die vom Auswärtigen Amt finanzierte "Europa-Union Deutschland" betreibt die "Entgrenzung der Grenze(n) durch `Grenzverwischung'. Den deutschen Einbruch in fremde Hoheitsrechte bezeichnet der Autor als `Glättung der Nahtstellen europäischer Raumordnungspolitik'". Er empfiehlt "Völkerrechtliche Absprachen zur Nichtanwendung des Völkerrechts in Grenzgebieten".

Hans-Dietrich Genscher
Rede auf dem Dreikönigstreffen der württembergischen FDP in Stuttgart am 6. Januar 1981. (Auszug).

In: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland: Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Vom Kalten Krieg zum Frieden in Europa. Dokumente von 1949-1989
Bonn: 1990
ISBN 3-87959-438-4

In den 1980er Jahren verstärkt die Bundesrepublik Deutschland den Druck auf ihre westeuropäischen Partner. Sie fordert: "Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Außenpolitik (...) und die Harmonisierung der Gesetzgebung".

Karl Schlögel
Die Mitte liegt ostwärts
Die Deutschen, der verlorene Osten und Mitteleuropa

Berlin: Siedler Verlag, 1989 (2. Auflage)
ISBN 3-88680-183-7
DM 20,-

Die seit Beginn der 1980er Jahre zunehmende Schwächung der Warschauer-Pakt-Staaten belebt deutsche Ansprüche auf wirtschaftliche, politische und kulturelle Hegemonie in Osteuropa. Unter Berufung auf Geopolitiker wie Haushofer wird nach einem "blocktranszendentalen Mitteleuropa" verlangt. Der "Lebensraum Osten" müsse zurückgeholt werden, schreibt Schögel, der in den 1970 er Jahren den Führungsgremien der studentischen KPD/AO angehörte und später zum Professor an der Universität Frankfurt/Oder sowie zum Politikberater aufstieg.

François Mitterand
Tischrede des französischen Präsidenten am 20.12.1989 in Berlin (DDR)/Diskussion an der Karl-Marx-Universität Leipzig (DDR) am 21.12.1989

In: Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland: Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland. Vom Kalten Krieg zum Frieden in Europa. Dokumente von 1949-1989
Bonn: 1990
ISBN 3-87959-438-4

Spätestens im Dezember 1989 verlieren die Siegermächte des 2.Weltkriegs die von ihnen angestrebte Kontrolle über Nachkriegsdeutschland. Mitterands Warnungen vor einer Verschiebung der Grenzen kommen zu spät. Die Interventionen des französischen Präsidenten in der DDR offenbaren das völlige Scheitern der alliierten Europa-Politik.

1989-2002

Die Aufhebung der deutschen Teilung führt zu einer nationalen Rückbesinnung, die als "Normalisierung" ausgegeben wird. Das vereinigte Deutschland habe sich nun seiner europäischen "Verantwortung für den Frieden" zu stellen, heißt es. Wo immer die "Selbstbestimmung der Völker" und "Ethnien" in Gefahr gerate, müsse Berlin aktiv werden. In letzter Not werde Deutschland auch "Friedenswahrung durch Intervention von außen" betreiben, also Krieg führen müssen. Wie in den vorangegangenen Perioden imperialistischer Großmachtpolitik bleibt die "Neuordnung Europas" sowohl Vorwand als auch Ziel deutscher Herrschaftspläne. Operative Aktivitäten werden vor allem im Osten und Südosten des Kontinents ergriffen. Das Mitteleuropa-Programm aus kaiserlichen und nationalsozialistischen Zeiten erfährt eine Aktualisierung. Die deutsche Aussenpolitik greift nach Asien und Afrika aus. Spätestens Mitte der 1990er Jahre mißt sich der deutsche Anspruch an den USA, deren Führungsrolle angezweifelt und immer offener bestritten wird. "Europa" könne nur in Opposition zu Amerika entstehen, Deutschland müsse aus seiner Unterordnung heraustreten, heißt es. Dieses Selbstverständnis beginnt innenpolitische Unterschiede zu überbrücken. Auch führende Sozialdemokraten, Sozialisten und ehemalige Systemopponenten verlangen nach "internationaler deutscher Präsenz".

Alfred Mechtersheimer
Friedensmacht Deutschland
Plädoyer für einen neuen Patriotismus

Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein Verlag, 1993
ISBN 3-548-36609-0
DM 29,90

Kaum ist die DDR zerfallen und das nationale Ziel der territorialen Verschmelzung erreicht, werden neue Forderungen gestellt. Die vergrößerte Bundesrepublik habe sich auf "Kerneuropa" zu besinnen, das aus "Deutschland-Österreich-Schweiz" bestehe. Dieses"Kerneuropa" umfasse "keine Staaten , sondern Völker, Volksgruppen und Minderheiten. Dazu zählen die Österreicher, die Deutschschweizer, die deutschsprechenden Südtiroler oder Belgier, der `deutsche Finanzplatz Luxemburg' und die Menschen im Elsaß."

Heinz Brill
Geopolitik heute
Deutschlands Chance?

Frankfurt a.M., Berlin: Ullstein Verlag, 1994
ISBN 3-550-07064-0
DM 39,80

In Fortführung der geopolitischen Traditionen wird über "eine Neuordnung der Räume und damit der Kräfteverhältnisse in der Welt"diskutiert. Die Errichtung einer "Achse Berlin-Moskau" ("deutsch-russische Bigonomie über Mittel- und Osteuropa") bezeichnet der dem deutschen Militär nahestehende Autor als "Option".

CDU/CSU-Fraktion des Deutschen Bundestages
Überlegungen zur europäischen Politik

September 1994

Die größte deutsche Parlamentsfraktion stellt fest, daß "der Osten als Aktionsraum für die deutsche Außenpolitik zurückgekehrt" sei. Sollten Frankreich und die übrigen westeuropäischen Nachbarn den deutschen Vorstellungen nicht folgen, könnte Berlin "aus eigenen Sicherheitszwängen versucht sein, die Stabilisierung des östlichen Europa alleine und in der traditionellen Weise zu bewerkstelligen."

Felix Buck
Geopolitik 2000
Weltordnung im Wandel

Frankfurt a.M., Bonn: Report Verlag, 1996
ISBN 3-9803804-7-5

"Es erhebt sich die Frage, ob die Vereinigten Staaten (...) auf lange Sicht überhaupt noch in der Lage sind, allein die unbestrittene Führungsrolle in der Welt auszufüllen." In "Eurasien" habe nicht Amerika, sondern Deutschland (gemeinsam mit Österreich und den skandinavischen Staaten) "federführend" zu wirken. "Die Zukunft des deutschen Volkes liegt in der Erfüllung seiner Aufgaben in der Welt."

Wilfried Böhm/Ansgar Graw
Königsberg morgen
Luxemburg an der Ostsee

Asendorf: Mut-Verlag, 1993
ISBN 3-89182-051-8
27,80 DM

Die Autoren erörtern die "Rückgliederung" des russischen Kaliningrad an Deutschland, wo es als "17. Bundesland" integriert werden könnte. Auf jeden Fall dürfe Deutschland, die "wirtschaftliche und technologische Spitzenmacht", eine "deutsche Teilidentität" für "Königsberg"beanspruchen.

Wolfgang Michal
Deutschland und der nächste Krieg

Berlin: Rowohlt Berlin Verlag, 1995
ISBN 3-87134-233-5
29,80,- DM

Frühe Warnung vor Berliner Weltherrschaftsplänen: "Alles beginnt wie einst (...). Die wiedervereinte Nation lockert ihre Bindungen nach Westen und besinnt sich auf ihre ursprüngliche Ost-Orientierung - wie zu Zeiten Bismarcks. In der erweiterten Europäischen Union werden die alten Mitteleuropapläne Wirklichkeit (...). Und ist das neue Deutschland erst stark genug, wird es seine Interessen auch außerhalb Europas definieren."

Georg Brunner
Nationality problems and minority conflicts in Eastern Europe
Strategies for Europe

Gütersloh: Bertelsmann Foundation Publ., 1996

Georg Brunner
Nationalitätenprobleme und Minderheitenkonflikte in Osteuropa
Strategien für Europa

Gütersloh: Verlag Bertelsmann Stiftung, 1996 (aktualisierte und überarbeitete Auflage)
ISBN 3-89204-800-2
25,- DM

Der weltweit zweitgrößte Medienkonzern Bertelsmann (Gütersloh) finanziert Hegemonialentwürfe für die "Neuordnung Europas" und kooperiert dabei mit dem Berliner Aussenministerium. In dem vorliegenden Band werden "Grenzrevisionen" in Ost- und Südosteuropas erwogen (Ungarn, Jugoslawien, Ukraine, Kasachstan usw.). Bestandteil der in Deutschland entworfenen "ethnischen" Neuordnung ist die statistische Selektion von europäischen "Minderheiten", darunter "Juden" und "Zigeuner".

Lionel Boissou, Max Gallo et al.
Europe: L'Espoir et le Réel
In: Humanisme No. 232-233

Paris 1997. Catalogue Edimaf p. 179
ISSN 0018-7364

Darstellung "ethnischer" Aktivitäten der Berliner Außenpolitik sowie der von ihr benutzten Organisationen. Das seit 1990 entstehende Europa sei im Begriff, sich "völlig unter deutsche Vorherrschaft" zu begeben und den Vorgaben der "deutschen Geopolitik" Folge zu leisten.

Egon Bahr
Deutsche Interessen
Streitschrift zu Macht, Sicherheits- und Außenpolitik

München: Goldmann, 2000
ISBN 3-442-75593-X
15.- DM

Um den "deutschen Interessen" zum Durchbruch zu verhelfen, ruft der prominente Sozialdemokrat nach "paneuropäischen" Lösungen. Dazu sei ein deutsch-französischer Handlungskern notwendig, der Verbindungen zu Rußland sucht und die kontinentale Vorherrschaft der USA durchbricht.

Edouard Husson
L'Europe contre l'amitié franco-allemande
Des malentendus à la discorde

Paris: Verlag François-Xavier de Guibert, 1998
ISBN 2.86839-516-3

Der deutsch-französische Zusammenschluss zu einem "Kerneuropa" ruft in Frankreich Kritik hervor. Dieses "Kerneuropa" stehe unter dem wirtschaftlichen Diktat der Deutschen und sei mit den Prinzipien der politischen und kulturellen Traditionen Frankreichs unvereinbar.

Yvonne Bollmann
La Tentation allemande
Essai

Paris: Editions Michalon, 1998
ISBN 2-84186-089-2

Die Autorin untersucht Vergangenheit und Gegenwart politischer Ordnungsvorstellungen in Deutschland. Hinter den aktuellen Entwürfen für ein "föderales Europa" sieht sie eine bekannte deutsche Zielprojektion: das europäische "Reich", das die karolingische Herrschaft fortschreibt und unter Berliner Aufsicht steht.

Lucio Caracciolo et al.
L'Italia tra Europa e Padania
LiMes 3/96. Rivista Italiana di Geopolitica

Editrice Periodici Culturali, Roma 1996
ISBN 88-86824-06-8

Die Desintegration der Deutschland umgebenden Nationalstaaten setzt auch in Italien Zentrifugalkräfte frei. Sie stellen die territoriale Einheit des Landes in Frage und wollen sich "Mitteleuropa" anschließen - "ein Begriff, der die Germanisierung des Kontinents meint".

Auswärtiges Amt der Bundesrepublik Deutschland
Ein Stabilitätspakt für Südosteuropa vom 9. April 1999 (Entwurf).
Gerhard Schröder Berliner Regierungserklärung vom 19.April 1999 (Auszug).

In: Walter v. Goldendach/Hans-Rüdiger Minow: Von Krieg zu Krieg. Die deutsche Außenpolitik und die ethnische Parzellierung Europas
Berlin: Verlag 8. Mai (Erste Auflage 1997); München: Das Freie Buch, 1999
ISBN 3-922431-71-2

Noch während sich das deutsche Militär auf Dauerbombardements jugoslawischer Städte konzentriert, entwirft das Auswärtige Amt Nachkriegspläne, die das Konzept der ethnischen Desintegration nunmehr zum Programm für ganz Südosteuropa erklären. Die von Sozialdemokraten und ehemaligen Systemopponenten geführte deutsche Regierung nennt den Krieg eine "neue deutsche Verantwortung (...) Es geht um den Gründungsakt für ein `Europa der Menschen und der Menschenrechte'".

Claus Koch
Europa und das Ende des amerikanischen Imperiums
Warum sich der Kontinent nur in der Gegenerschaft behaupten wird

In: Süddeutsche Zeitung vom 12.9.2000.

Die große deutsche Tageszeitung öffnet ihr Feuilleton für eine politische Kampfansage: "Die Errichtung des politischen Raums (Europa) (...) kann sich nicht ohne Konflikt mit dem Imperium vollziehen (...) Amerikas Disziplinlosigkeit und mangelnder Verantwortungssinn beschleunigen heute den Ordnungsverfall in der Welt (...). Ein politischer Raum Europa muss auch ein eigener ökonomischer Raum sein (...). Mit der Zustimmung, gar der Förderung durch Amerika wird es ein Europa in eigener politischer Form niemals geben."

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