Außer Kontrolle
TRIPOLIS/BERLIN (Eigener Bericht) - Vor den Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung in Libyen dringt das Auswärtige Amt auf Fortschritte beim Aufbau staatlicher Strukturen in dem Land. Die "Gefahren" für den libyschen "Stabilisierungs- und Demokratisierungsprozess" seien "enorm", heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Berliner Ministeriums; die Bundesrepublik werde den "Neuanfang" in Tripolis auch weiterhin unterstützen. Hintergrund des deutschen Drängens ist, dass Libyen acht Monate nach dem Ende der NATO-Luftangriffe immer noch in hohem Maß von Chaos und Gewalt dominiert wird. In Teilen des Landes finden heftigere Kämpfe statt als im vergangenen Jahr; in mehreren Großstädten des Nordens rivalisieren Milizen um die Vorherrschaft. Diverse teils blutige Anschläge treffen auch Institutionen sowie Personal des Westens. Dabei richten Berliner Regierungsberater trotz der desolaten Lage ihren Blick auf die deutsch-französische Konkurrenz im Einflusskampf in Libyen. Deutsche Konzerne besäßen gegenüber ihren französischen Rivalen "gute Erfolgsaussichten", urteilt die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Voraussetzung ist allerdings, dass Libyen nicht gänzlich im Chaos versinkt wie der Irak nach dem westlichen Überfall im Jahr 2003. Derartige Verhältnisse drohen auch Syrien, wo sich gegenwärtig laut Berichten einige tausend libysche Milizionäre am Bürgerkrieg gegen das Assad-Regime beteiligen - unterstützt, wie schon in Libyen, vom Westen.
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