Eine Dreiecksbeziehung
ANKARA/MOSKAU/BERLIN (Eigener Bericht) - Anhaltende Machtkämpfe um die europäische Erdgasversorgung verzögern den Bau eines lange geplanten Pipeline-Großprojekts. Die Röhre mit dem Namen Nabucco soll unter Mitwirkung des deutschen Energiekonzerns RWE Erdgas aus dem Kaspischen Becken in die EU leiten - durch den Südkaukasus, um die Abhängigkeit der europäischen Energieversorgung von Russland zu verringern. Unmittelbarer Anlass für die erneute Verzögerung sind Differenzen mit einem Lieferland - mit Turkmenistan -, das Europa via Nabucco Erdgas zur Verfügung stellen soll. Hintergrund sind Einflusskämpfe zwischen Russland, der Türkei und der EU. Russland bemüht sich mit Erfolg, die Türkei für ein weiteres Pipeline-Projekt ("South Stream") zu gewinnen, das in unmittelbarer Konkurrenz zu Nabucco geplant ist und den russischen Einfluss auf die Erdgasversorgung der EU sicherstellen soll. Deutsche Regierungsberater erklären, South Stream könne Nabucco tatsächlich aushebeln - mit negativen Folgen für das Verhältnis der EU zu den USA. Unabhängig von der Frage, wie die Pipeline-Machtkämpfe ausgehen, mahnen die Regierungsberater zur Eile: Die kaspischen Ressourcen könnten, heißt es, großenteils an China verloren gehen.
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