Deutscher Sohn
BERLIN/OSWIECIM/VATIKANSTADT (Eigener Bericht) - In einer als empörend empfundenen Rede hat das Oberhaupt der katholischen Kirche, der deutsche Papst Benedikt XVI., die Mordtaten des nationalsozialistischen Deutschland einer "Schar von Verbrechern" zugeschrieben. Dieser "Schar" seien die Deutschen ausgeliefert gewesen und wurden "mißbraucht", behauptete der deutsche Papst bei einer Reise in das frühere Konzentrationslager Auschwitz. Die Äußerungen rufen internationalen Widerspruch hervor. Der deutsche Papst erwecke den Eindruck, er wolle seine Landsleute von jeder Verantwortung freisprechen, heißt es in der französischen Presse. Die Selbstentschuldungen bleiben in der Bundesrepublik weitgehend unkritisiert und treffen auf das Einverständnis breiter Gesellschaftsgruppen. Während Ratzinger für die Masse der Deutschen ("unser Volk") historisches und göttliches Vergeben erbat, griff der Papst, ein früherer Besatzungssoldat im Dienst des NS-Regimes, seine damaligen Gegner der Anti-Hitler-Koalition in Auschwitz scharf an: Das "Blutopfer der russischen Soldaten" habe eine "Doppelbedeutung", da es "einer neuen Diktatur" gedient hätte, sagte Ratzinger. Ähnliche Thesen werden in der deutschen und internationalen Revisionisten-Szene vertreten. Sie gelten den Truppen, die das Konzentrationslager Auschwitz am 27. Januar 1945 befreiten und gemeinsam mit den Soldaten der Westmächte bis zur erfolgreichen Eroberung des Berliner Reichstags kämpften. Revisionistische Anklänge, die sich auch gegen die völkerrechtlichen Vereinbarungen des Potsdamer Abkommens richten, hat Ratzinger bereits früher erkennen lassen.
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