Taktischer Wechsel

BERLIN/PARIS/KARLSRUHE (Eigener Bericht) - Nach dem Ende der Obstruktion des Managements der Deutschen Bahn AG gegen eine bundesweite Wanderausstellung über die NS-Kinderdeportationen ist das seit zwei Jahren geforderte Gedenken an die Todeszüge in die Vernichtungslager noch immer nicht sichergestellt. "Die Demonstrationen in über zehn deutschen Städten und der daraufhin wachsende politische Druck haben die Bahn AG zum Einlenken gezwungen", urteilt die Sprecherin der Initiative Elftausend Kinder gegenüber dieser Redaktion, aber fügt hinzu: "Zugleich wird weiter versucht, das Gedenken örtlich einzuschränken und dem Großteil der Reisenden vorzuenthalten." Die Bahn AG hatte am Mittwoch mitgeteilt, sie werde die geforderte Ausstellung nunmehr zulassen und wolle konzeptionelle Fragen in den kommenden Wochen klären; allerdings bevorzuge man Ausstellungsflächen abseits der zentralen Publikumsbahnhöfe. Wie german-foreign-policy.com aus Kreisen der Bundespolizei erfährt, bemüht sich die Bahn um Stellungnahmen, wonach ihre Bahnhöfe "sicherheitstechnisch gefährdet" seien und deswegen für die bereitstehenden Fotos der Ermordeten nicht in Frage kämen. "In Frankreich wurde die Ausstellung 'Elftausend Kinder' an den Orten des Geschehens mit Erfolg gezeigt, warum sollte das in der Bundesrepublik nicht möglich sein?", fragt Prof. Ahlrich Meyer (Oldenburg) in einem Interview mit dieser Redaktion. "Eine Ausstellung inmitten des Publikumsverkehrs auf den Bahnhöfen würde deutlich machen, was seinerzeit ein offenes Geheimnis war. Etwa 36 Stunden fuhren die Deportationszüge aus Frankreich quer durch Deutschland. (...) Unter der deutschen Zivilbevölkerung war bekannt, dass viele Juden unterwegs in den Güterwaggons verhungerten oder erstickten."

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