Neunundzwanzigtausend Waggons
PRAG/WARSZAWA/PARIS/BERLIN (Eigener Bericht) - Überlebende der "Reichsbahn"-Deportationen in die Konzentrationslager des NS-Regimes wollen juristische Schritte gegen den heutigen Unternehmensvorstand der Deutschen Bahn AG prüfen. Dies teilt die Initiative "Elftausend Kinder" mit. Die Deportationsopfer, darunter über elftausend Kinder aus Frankreich und mehrere Millionen aus den okkupierten Gebieten, hatten für die Sammeltransporte auf dem deutschen Schienennetz vier Reichspfennige pro Kilometer zahlen müssen; Kinder wurden mit zwei Pfennigen belastet. Die entsprechenden Beträge zog das Deutsche Reich u.a. bei den jüdischen Gemeinden der Deportierten ein und verteilte anschließend Millionensummen an die "Reichsbahn". Aus dem betrieblichen Vermögensstock und dem Zinseinkommen bedienten sich sämtliche "Reichsbahn"-Nachfolger. Auch die heutige Bahn AG profitiert von den Deportationsgeldern, aber weigert sich, der Verbrechensopfer durch bundesweite Ausstellungen zu gedenken. Nach ersten Klagedrohungen aus Prag, die sich gegen den Unternehmensvorstand der Bahn AG richten, ruft die Initiative "Elftausend Kinder" die Überlebenden der "Reichsbahn"-Verbrechen in sämtlichen Staaten Europas dazu auf, ihre Deportationsfälle bekannt zu machen und für ein internationales Klagebegehren bereit zu halten. "Nach den Menschen verschob die Reichsbahn das Hab und Gut der Deportierten in zehntausenden Waggonladungen quer durch den Kontinent", berichtet Prof. Dr. Wolfgang Dreßen. "Dabei wurden Millionenvermögen gestohlen, aber niemals zurückgegeben."
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