Keine "Standards vor Status"

BERLIN/BELGRAD/PRISTINA (Eigener Bericht) - Die internationalen Auseinandersetzungen um die Abtrennung des Kosovo von Serbien verschärfen sich. Entsprechende Verhandlungen unter starkem deutschem Druck sind für diesen Herbst angesetzt. Beobachter halten sowohl eine Verschiebung der Gespräche als auch eine "Fluchtstrategie" der Vereinten Nationen für möglich. Im Ergebnis könnte auf die Durchsetzung humanitärer Standards im Kosovo verzichtet werden. Während die deutsche Bertelsmann-Stiftung die Abtrennung der südserbischen Provinz und die Errichtung eines EU-Protektorats vorschlägt, sucht Belgrad die Volksrepublik China zu gewinnen. Durch ein Veto im UN-Sicherheitsrat könnte Beijing die territoriale Integrität Serbiens wahren, sollte sich die deutsche Sezessionsstrategie durchsetzen. Die aktuellen Auseinandersetzungen leiten die letzte Phase der Zerschlagung des früheren Jugoslawien ein, die zu Beginn der 1990er Jahre unter maßgeblicher Beteiligung Deutschlands ihren Anfang genommen hat. Die publizistische Rechtfertigung der Angriffe auf Belgrad ist Gegenstand einer kürzlich erschienenen Studie über die deutsche Presse. Darin wird die Bedeutung der medialen Interpretationen für den Zerstörungsprozess analysiert.

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