ESSEN/MALABO/ABUJA (Eigener Bericht) - Die deutschen Energiekonzerne intensivieren ihren Zugriff auf die globalen Erdgasreserven und erreichen die Küsten Westafrikas. Wie ein Vorstandsmitglied der Essener Eon Ruhrgas AG bestätigt, steigt das Unternehmen in die Flüssiggasproduktion in Äquatorialguinea und Nigeria ein. Flüssiggas (Liquefied Natural Gas, LNG) wird per Schiff transportiert; seine Herstellung wird mit Hochdruck gefördert, um die Abhängigkeit von russischen Pipelinelieferungen zu vermindern. Das in Europa kaum bekannte Äquatorialguinea, ein autoritär geführter Staat, und Nigeria besitzen umfangreiche Vorräte und werden von der internationalen Konkurrenz stark umworben. Dabei gilt vor allem Nigeria als riskantes Einsatzgebiet: Förderanlagen westlicher Konzerne werden von Aufständischen bedroht, schon jetzt kommt es immer wieder zur Entführung westlichen Firmenpersonals. Der Rohstoffausbeutung folgt die Bundeswehr. Die deutsche Kriegsmarine hat bereits an Manövern vor der nigerianischen Küste teilgenommen. Erklärtes Ziel: Eingriffe zum Schutz von Energiekonzernen. ex.klusiv
BERLIN/TRIPOLIS/BENIN CITY (Eigener Bericht) - Unter deutscher Beteiligung hat die EU-Grenzbehörde Frontex erneut mit der Flüchtlingsjagd vor der libyschen Küste begonnen. Wie Agenturen berichten, hat sie die "Operation Nautilus III" gestartet, in deren Rahmen europäische Schiffe auch libysche Gewässer kontrollieren. Dort aufgegriffene Migrantinnen und Migranten werden an Tripolis überstellt. Den Repressionsbehörden Libyens werden schwere Menschenrechtsverletzungen an Flüchtlingen vorgeworfen. Mit der neuen Frontex-Operation beteiligt sich Berlin erneut an Maßnahmen, die Flüchtlinge auf dem Weg nach Europa auf noch gefährlichere Routen drängen und das Massensterben an den EU-Außengrenzen verschlimmern. Davon betroffen sind auch zahlreiche Frauen. Die deutsch-europäische Grenzpolitik lässt ihnen keinerlei Möglichkeit legaler Einreise und treibt sie so in wachsendem Maße in die Hände von Frauenhändlern, die den innereuropäischen Prostitutionsmarkt mit Zwangsprostituierten beliefern. Wie die Publizistin Corinna Milborn, die den Verkauf von Nigerianerinnen in die EU untersucht hat, im Gespräch mit dieser Redaktion urteilt, ist der deutsche Staat mit seiner Grenzpolitik de facto "ein Komplize" des Frauenhandels. ex.klusiv
- (Corinna Milborn)
WIEN Über die Begünstigung des internationalen Frauenhandels durch die deutsch-europäische Politik und die Ursachen von Zwangsprostitution in Westeuropa sprach german-foreign-policy.com mit Corinna Milborn. Frau Milborn ist Journalistin und hat gemeinsam mit Mary Kreutzer über den Verkauf von Nigerianerinnen in die EU recherchiert. Die Ergebnisse sind festgehalten in ihrem Buch Ware Frau. Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa (Salzburg 2008, Ecowin Verlag). ex.klusiv
Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa Salzburg 2008 (Ecowin Verlag) 240 Seiten 19,90 Euro ISBN 978-3-902404-57-2 ex.klusiv
PORT HARCOURT/PRETORIA/MOGADISCHU (Eigener Bericht) - Mit einer Umrundung Afrikas bereitet ein Flottenverband der NATO neue Gewaltoperationen des westlichen Militärbündnisses vor. Beteiligt ist auch die deutsche Marine. Die bereits begonnene Militärexpedition der "Standing NATO Maritime Group 1" (SNMG-1) wird von dem Bündnis als "historisch" bezeichnet. Neben der Erkundung afrikanischer Gewässer sind gemeinsame Kriegsübungen mit afrikanischen Armeen vorgesehen. Für mehrere Krisengebiete kündigt die SNMG-1 anstelle von Manövern ("exercises") nicht näher definierte "Operationen" ("presence operations") an, die nur teilweise von Parlamentsmandaten gedeckt sind. Mit den Maßnahmen bereite man sich darauf vor, den Warentransport sowie die Erdölförderung auf den Weltmeeren zu sichern, teilt die NATO mit. Sie verhandelt bereits mit mehreren europäischen Ölkonzernen über Einsätze zur Bewachung von Förderanlagen in Nigeria, der ersten Station der aktuellen NATO-Operation. Als mögliche Interventionsgebiete gelten zudem der Indische Ozean und das Rote Meer. ex.klusiv
ABUJA/MANNHEIM/BERLIN (Eigener Bericht) - Ungeachtet der Entführung eines deutschen Konzernmitarbeiters setzen deutsche Unternehmen ihre Wirtschaftsexpansion in Nigeria fort. Der Entführte arbeitet für die Mannheimer Baufirma Bilfinger Berger, die sich besonderer Beziehungen zu Regierungskreisen des westafrikanischen Landes rühmt. Man werde die Nigeria-Aktivitäten wegen des Zwischenfalls nicht einschränken, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, dessen ehemaligen Nigeria-Beauftragten der deutsche Staat mit einem hohen Orden ehrte. Nach Südafrika ist Nigeria der zweitwichtigste deutsche Wirtschaftspartner südlich der Sahara und gilt als Hegemonialmacht im Westen des Kontinents. Erst vor wenigen Tagen hat Berlin beschlossen, Nigeria-Exporte mit verbesserten staatlichen Ausfuhrkrediten zu fördern, um die deutsche Wirtschaftsposition in der ehemaligen britischen Kolonie zu stärken. Das Land, der größte Ölproduzent Afrikas südlich der Sahara, ist Schauplatz sich zuspitzender Konkurrenzkämpfe zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China; Vorfeldorganisationen der Berliner Außenpolitik raten, "die Vorgänge in Nigeria aufmerksam zu verfolgen". Vor Ort tätig sind mehrere deutsche Parteistiftungen. ex.klusiv
CIDADE DE PRAIA (Eigener Bericht) - Mit der heutigen militärischen Erstürmung einer Insel vor der westafrikanischen Küste unter deutscher Führung erreicht das letzte große Manöver der NATO Response Force (NRF) vor Erreichen ihrer vollen Einsatzfähigkeit seinen Höhepunkt. Die Kriegsübung findet in Kap Verde statt und ist damit die erste, die das westliche Kriegsbündnis auf afrikanischem Territorium abhält. Deutschland spielt dabei eine hervorgehobene Rolle: Leiter des Manövers ist der deutsche General Gerhard W. Back, die Bundeswehr stellt rund 2.100 der insgesamt etwa 7.000 beteiligten Soldaten. Die Staats- und Regierungschefs der NATO-Staaten wollen die NRF bei ihrem Gipfeltreffen im November in Riga offiziell für einsatzfähig erklären. Als erste Einsatzorte der Kampftruppe gelten Ressourcengebiete in Afrika. An der Konkurrenz um die dortigen Rohstoffe beteiligt sich Deutschland seit geraumer Zeit an führender Stelle. ex.klusiv
BERLIN / ABUJA Die deutsche Forderung nach einer juristischen Aburteilung der westsudanesischen Bürgerkriegsparteien vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag stößt auf Widerstand. Während die USA eine Zusammenarbeit mit dem IStGH weiterhin prinzipiell ablehnen, will die Regierung Nigerias den Konflikt durch ein afrikanisches Tribunal bewerten lassen. Nigeria, dem selbst hegemoniale Ambitionen in West- und Zentralafrika nachgesagt werden, hat derzeit den Vorsitz der Afrikanischen Union (AU) inne und stellt einen bedeutenden Teil der entsprechend Berliner Forderungen im Sudan eingesetzten AU-Truppen. Staatspräsident Olusegun Obasanjo kooperiert eng mit der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung, die den Ausbau multinationaler Militärstrukturen in Westafrika unter nigerianischer Führung unterstützt. ex.klusiv
ESSEN/ALGIER/GROSNY (Eigener Bericht) Am heutigen Donnerstag veröffentlicht die RWE AG ihre Geschäftsbilanz 2004. Der Konzern gehört zu den größten europäischen Energieunternehmen und beschäftigt weltweit knapp 100.000 Mitarbeiter. Analysten schätzen den Umsatz des Unternehmens im vergangenen Jahr auf mehr als 41 Milliarden Euro, der Nettogewinn wird bei rund 2,15 Milliarden Euro prognostiziert. In einem jährlich erscheinenden ,,Weltenergiereport"erläutert RWE die langfristigen (Geo-)Strategien der Energiebranche. ,,Risiken der zukünftigen Weltenergieversorgung"drohen demnach in Afrika, Lateinamerika und Asien. Die von RWE benannten Krisengebiete, darunter Algerien oder Tschetschenien, sind Schnittstellen westlicher Ressourcenkonkurrenz und kommen als Schauplätze zukünftiger Rohstoffkriege in Frage. ex.klusiv