• Vom Treiber zum Getriebenen

    Denkfabriken warnen, mit den nach Russland entsandten nordkoreanischen Soldaten seien erstmals ostasiatische Truppen in Europa im Einsatz. Zuvor hatten nur europäische Militärs auf fremden Kontinenten interveniert.

    BRÜSSEL/SEOUL (Eigener Bericht) – Die mutmaßliche Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland verschiebt die strategischen Kalkulationen westlicher Außen- und Militärpolitiker und setzt auch Berlin unter Druck. Dies geht aus mehreren aktuellen Analysen deutscher bzw. europäischer Denkfabriken hervor. Wie etwa der European Council on Foreign Relations (ECFR) konstatiert, sind mit den nordkoreanischen Soldaten „zum ersten Mal seit Generationen Truppen aus Ostasien aktiv in einen europäischen Konflikt involviert“. War es seit Jahrzehnten üblich, dass deutsche respektive europäische Streitkräfte in aller Welt intervenieren, so rückt nun Europa in den Fokus einer fremden Intervention. Dies gelte es umso ernster zu nehmen, als Nordkorea über deutlich größere Streitkräfte als die europäischen Staaten verfügten, heißt es beim ECFR. Die Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) weist darauf hin, dass Nordkorea auch in der Munitionsproduktion klar vor Europa liegt. Als Gegenmittel empfehlen Experten eine enge Kooperation mit Südkorea. Diese wird schon seit Jahren vorangetrieben – mit offensivem Ziel im Machtkampf gegen China. Nun soll sie erstmals zu defensiven Zwecken forciert werden. ex.klusiv

  • Blockbildung in Ostasien (II)

    Verteidigungsminister Pistorius besucht Südkorea und will die Militärkooperation ausbauen – gegen China. Südkoreas Rüstungsindustrie rivalisiert erfolgreich mit der deutschen. Seoul zieht die Beschaffung von Atomwaffen in Betracht.

    SEOUL/BERLIN (Eigener Bericht) – Zu Gesprächen über den Ausbau der militärischen Kooperation mit Südkorea trifft Verteidigungsminister Boris Pistorius an diesem Donnerstag in Seoul ein. Eine gewisse Zusammenarbeit der Streitkräfte beider Länder ist seit 2021 im Kontext der deutschen Asien-Pazifik-Manöver im Entstehen. Im vergangenen Jahr hielt sich Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, zu ausführlichen Gesprächen in der südkoreanischen Hauptstadt auf. Ziel ist die Eingliederung in das breite asiatisch-pazifische Bündnissystem gegen China, das die Vereinigten Staaten seit geraumer Zeit schmieden. War Südkorea bislang ein bedeutender Rüstungskunde deutscher Unternehmen, so ist ungewiss, ob es das in Zukunft bleiben wird: Das Land hat inzwischen selbst eine schlagkräftige Waffenproduktion entwickelt und beginnt sogar seine Exporte auszuweiten – nicht zuletzt in traditionelle Absatzmärkte deutscher Hersteller von Kriegsgerät hinein. Polen etwa kauft anstelle deutscher Leopard 2 mittlerweile südkoreanische Kampfpanzer des Typs K2 Black Panther. Während Berlin die Militärkooperation forciert, erstarken in Seoul Forderungen, eigene Nuklearwaffen herzustellen. ex.klusiv

  • Blockbildung in Ostasien

    Scholz sucht bei Besuch in Seoul die Kooperation mit Südkorea zu stärken. Südkorea und Japan wiederum schließen sich unter US-Führung immer enger gegen China zusammen.

    SEOUL/BERLIN (Eigener Bericht) – Deutschland baut seine Zusammenarbeit mit Südkorea aus und beteiligt sich damit an der verstärkten ostasiatischen Blockbildung gegen China. Dies ist das Ergebnis des gestrigen Kurzbesuchs von Bundeskanzler Olaf Scholz in Seoul. Scholz hatte bereits vorab die jüngste Wiederannäherung zwischen Japan und Südkorea gelobt; diese vollzieht sich aufgrund massiven Drucks aus den USA, Seoul und Tokio müssten sich gegen Beijing so eng wie möglich zusammenschließen. Die Voraussetzungen dafür hatte erst kürzlich Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol geschaffen, indem er südkoreanische Konzerne faktisch verpflichtete, japanischen Unternehmen die Zahlung von Entschädigungen an ihre ehemaligen südkoreanischen Zwangsarbeiter abzunehmen. Während Südkoreas Bevölkerung dies mit deutlicher Mehrheit zurückweist und Yoons projapanische Politik ablehnt, stärkt Scholz dem südkoreanischen Präsidenten den Rücken. Berlin will die Kooperation mit Seoul in der Halbleiterproduktion, aber auch in der Rüstung und beim Militär intensivieren. Im Gespräch ist eine kontinuierliche Beteiligung der Bundeswehr an der US-geführten Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea. ex.klusiv

  • Die NATO am Pazifik (II)

    Südkoreas Präsident verzichtet auf Entschädigungen aus Japan für Weltkriegsverbrechen, um den Schulterschluss des Westens gegen China zu ermöglichen. Bundeswehr übt mit Einheiten aus Südkorea.

    BRÜSSEL/SEOUL (Eigener Bericht) – Zugunsten einer engeren, auch militärischen Kooperation mit dem Westen kündigt Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol einen Verzicht auf japanische Entschädigung für Okkupationsverbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg an. Wie Yoon gestern mitteilte, will er eine Stiftung gründen, die mit südkoreanischen Geldern Zwangsarbeiter entschädigt, die bis 1945 von japanischen Konzernen ausgebeutet wurden. Der Plan stößt in Südkorea auf breiten Protest, wird aber im Westen mit Wohlwollen beobachtet: Er bereitet den Weg für einen gemeinsamen Schulterschluss der transatlantischen Mächte mit Japan und mit Südkorea gegen China. Seoul ist – wie auch Tokio – bereits seit Jahren dabei, seine Zusammenarbeit mit der NATO zu intensivieren; so nimmt Yoon an NATO-Gipfeln teil, die südkoreanischen Streitkräfte planen die Beteiligung an Manövern des transatlantischen Militärbündnisses. Auch die Bundeswehr führt regelmäßig gemeinsame Kriegsübungen mit südkoreanischen Soldaten durch, seit die Fregatte Bayern 2021/22 ihre erste Asien-Pazifik-Fahrt durchführte. Südkorea steigert dabei seinen Militärhaushalt – aktuell um 6,8 Prozent. Am stärksten treibt Japan die Militarisierung der Region. ex.klusiv

  • Die Schlacht um den Panzermarkt

    Hauptprofiteur der Leopard 2-Lieferungen an Kiew könnte die US-Rüstungsindustrie sein. Deutsche Panzerhersteller zunehmend durch Konkurrenz aus USA und Südkorea bedroht.

    BERLIN/WASHINGTON/SEOUL (Eigener Bericht) – Die Vereinigten Staaten halten die versprochene Lieferung von M1 Abrams-Kampfpanzern an die Ukraine zurück, um auf den europäischen Rüstungsmärkten die starke Stellung des deutschen Leopard 2 attackieren zu können. Darauf deuten Berichte aus Industriekreisen hin. Wie die Biden-Administration aktuell bestätigt, werden die fest zugesagten 31 M1 Abrams wohl kaum früher als in zwei, eventuell eineinhalb Jahren an Kiew übergeben werden. Gleichzeitig heißt es, Washington biete europäischen Staaten, die der Ukraine Leopard 2-Kampfpanzer aushändigten, zum Ersatz einen schnellen Transfer von M1 Abrams an. Die Empfänger müssten sich lediglich auf eine „langfristige Industriepartnerschaft“ einlassen. Damit gingen sie perspektivisch freilich als Käufer deutscher Kampfpanzer verloren. Experten warnen, dies bedeute auch einen Verlust politischen Einflusses für Berlin. Mit Polen hat sich ein erster europäischer Staat bereits vor dem Ukraine-Krieg für US-Kampfpanzer geöffnet und kauft zudem Kampfpanzer aus Südkorea, die er in wenigen Jahren zudem im eigenen Land produzieren wird. Dies wiederum bedient US-Interessen in Ostasien – und schwächt Berlin. ex.klusiv

  • BERLIN/TOKIO/SEOUL (Eigener Bericht) - Berlin baut seine militärisch-rüstungsindustrielle Zusammenarbeit mit den ostasiatischen Rivalen der Volksrepublik China aus. Vor einigen Tagen haben die Verteidigungsministerien Deutschlands und Japans ein Abkommen unterzeichnet, das die "Zusammenarbeit im Bereich Wehrtechnologie" intensiviert. Schon seit Jahren dringen deutsche Waffenschmieden auf eine stärkere Beteiligung an Tokios Rüstungsmarkt, der vor allem aufgrund des Machtkampfs gegen Beijing kontinuierlich expandiert. Zudem weiten die deutschen Streitkräfte ihre Kooperation mit der japanischen Armee aus; eine entsprechende Vereinbarung hat zuletzt die Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg getroffen. Auch die Zusammenarbeit mit dem südkoreanischen Militär wird jetzt gestärkt; Seoul, einer der bedeutendsten Kunden der deutschen Rüstungsindustrie, hat mittlerweile die südkoreanischen Kriegsschiffe, die am Kampf gegen Piraten am Horn von Afrika teilnehmen, der dortigen EU-Operation unterstellt. ex.klusiv

  • BERLIN/BRÜSSEL (Eigener Bericht) - Auf mehreren Gipfeltreffen setzen Berlin und Brüssel in diesen Tagen ihren Kampf um Einfluss in Ostasien fort. Die Aussicht auf profitable Geschäfte der deutschen Industrie mit China veranlasst die Bundesregierung, Gespräche über den weiteren Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zu führen. Die Volksrepublik zieht in wachsendem Maße deutsche Rekordinvestitionen an und wird in Kürze mehr deutsche Produkte abnehmen als die Vereinigten Staaten. Zugleich setzt Berlin seine Bemühungen fort, die eigene Position in den Ländern rings um China zu stärken. Ein neues EU-Freihandelsabkommen mit Südkorea, das am morgigen Mittwoch unterzeichnet wird, eröffnet insbesondere deutschen Unternehmen neue Chancen - auf Kosten der italienischen Industrie. Das Eskalationspotenzial, das die Einkreisung Chinas durch die führenden westlichen Staaten mit sich bringt, lässt der aktuelle Territorialstreit zwischen Beijing und Tokio um eine Inselgruppe im Ostchinesischen Meer erahnen. Spannungen stehen zudem zwischen der EU und Myanmar bevor. Berlin versucht den Druck auf Myanmar zu erhöhen, das für China eine herausragende geostrategische Bedeutung besitzt, und fordert, in der Abschlusserklärung des heute zu Ende gehenden Gipfels der EU sowie 19 asiatischer Staaten scharfe Kritik an der Regierung des Landes zu üben. ex.klusiv

  • Atemberaubend

    Der Bosch-Konzern erweitert seine Aktivitäten in Asien und will seinen Umsatz dort in den nächsten Jahren verdreifachen. ex.klusiv

  • BONN (Eigener Bericht) - Nach neuen Rekordergebnissen bereitet die Deutsche Post umfangreiche Investitionen an globalen Schwerpunkten der deutschen Wirtschaftsexpansion vor. Der Konzern sei "hervorragend aufgestellt", urteilte Vorstandschef Klaus Zumwinkel in der vergangenen Woche nach Bekanntgabe der Jahresresultate 2006. Nun will das Unternehmen seine dominierende Position als Weltmarktführer in der Logistik behaupten und vor allem dort ausbauen, wo eine starke Zunahme deutscher Exporte erwartet wird. Als vorrangig gelten Projekte in der Volksrepublik China, deren Bedeutung als Handels- und Produktionspartner deutscher Firmen weiter wächst. Wie es heißt, soll das China-Geschäft von DHL in Zukunft die Geschäfte in den Vereinigten Staaten übersteigen. Schwerpunkt der Expansion ist daneben die Boomregion am Persischen Golf. Am Ausbau der dortigen Infrastruktur zu einem globalen Handelsdrehkreuz sind bereits mehrere deutsche Konzerne beteiligt, darunter die Deutsche Bahn AG. Die neuen Investitionen der Deutschen Post, mit denen US-Konkurrenten am Aufstieg gehindert werden sollen, erfolgen ungeachtet steigender Spannungen am Golf und ungeachtet eines möglichen weiteren Krieges in der Region. ex.klusiv

  • Rückschläge

    PYÖNGYANG/SEOUL/BERLIN (Eigener Bericht) - Nach dem Atomwaffenversuch in der Koreanischen Volksdemokratischen Republik (KVDR) drohen mehreren Vorfeldapparaten der Berliner Außenpolitik Rückschläge bei ihrer Einflussarbeit in Seoul und Pyöngyang. Verschiedene deutsche Parteienstiftungen führen in der Republik Korea Programme durch, in denen die deutsche Vereinigung des Jahres 1990 als Modell für die koreanische Halbinsel vorgestellt wird; die Zukunft der dazu notwendigen Annäherung zwischen Nord- und Südkorea gilt nach dem Nukleartest als unsicher. Unklar ist auch der Fortgang marktwirtschaftlicher Ausbildungsmaßnahmen für nordkoreanische Wirtschaftsexperten, die die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung seit zweieinhalb Jahren auch in Deutschland durchführt; sie könnten durch eventuelle Reisebeschränkungen für Beamte der KVDR, wie sie Japan jetzt vom UN-Sicherheitsrat verlangt, erschwert werden. Mehrere Versuche Deutschlands und der EU, sich mit wirtschaftlichen und humanitären Projekten eine eigenständige Position im Konflikt um die KVDR aufzubauen, sind gescheitert oder kommen seit geraumer Zeit nicht mehr voran. Der koreanischen Halbinsel wird - ähnlich wie Vietnam - als möglichem Vorposten gegen die Volksrepublik China großes Gewicht beigemessen. ex.klusiv