Krisenprofiteure
BARCELONA/BOLZANO (Eigener Bericht) - Trotz Stimmeinbußen des nach Abspaltung seiner Region von Spanien strebenden katalanischen Ministerpräsidenten hält die Debatte um von Berlin unterstützte Sezessionsbewegungen in Europa an. In Katalonien selbst, dessen intensives Bemühen um Eigenstaatlichkeit in der jüngsten Vergangenheit von Deutschland unterstützt worden ist, haben vor allem diejenigen Kräfte von der unerwarteten Schwäche des Ministerpräsidenten profitiert, die noch entschlossener für die Abspaltung Kataloniens kämpfen. Zugleich verzeichnen separatistische Kräfte in anderen Staaten Europas weiterhin Auftrieb - so etwa in den deutschsprachigen Regionen Italiens. Dort lassen die Haushaltskürzungen, die durch das deutsche Krisen-Spardiktat erzwungen wurden, den Streit zwischen Südtirol und Rom eskalieren. Die maßgeblichen Parteien aus Südtirol haben inzwischen Österreich als "Schutzmacht" eingeschaltet und damit den Konflikt der Kontrolle Italiens entzogen. Die Bestrebungen, Wien zur Vergabe österreichischer Pässe an deutschsprachige Norditaliener zu bewegen, nehmen ebenso zu wie offene Abspaltungsforderungen. Erste Zieldaten für die Sezession werden genannt.