Das Jahr der Entscheidung
KABUL/BERLIN/WASHINGTON (Eigener Bericht) - Ernste Schwierigkeiten für die westlichen Besatzungstruppen am Hindukusch begleiten die jüngste Afghanistan-Offensive der Bundeswehr. Während die deutschen Soldaten ihre ersten Panzer-Angriffe nach dem Zweiten Weltkrieg führen, vermeldet Washington Rückschläge in einer wichtigen Modellregion. Demnach destabilisieren Aufständische den Distrikt Jalrez, der als Testfall für die neue US-Besatzungspraxis gilt. Wie der Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten erklärt, bleibe dem Westen in Afghanistan höchstens noch ein Jahr Zeit für "erkennbare Fortschritte"; die US-Truppen und die Bevölkerung seien "müde". Berlin setzt auf Sieg, debattiert über die Entsendung zusätzlicher Truppen und plant den Bau eines entlegenen Flughafens bis Ende 2010 - angeblich zu zivilen Zwecken. Tatsächlich dienen mehr als 80 Prozent aller Flüge in Afghanistan militärischen Aufgaben. In der afghanischen Bevölkerung nimmt der Widerstand gegen die westlichen Streitkräfte nun auch außerhalb des islamistischen Spektrums zu. Die Frauenrechtsorganisation RAWA fordert dazu auf, sich gegen die Besatzer zu erheben.