Sudan: Das linke Deckmäntelchen
KHARTUM/BERLIN (Eigener Bericht) - Auf hartnäckiges Drängen Berlins und der EU entsenden die Vereinten Nationen eine "Expertenkommission" in das westsudanesische Bürgerkriegsgebiet Darfur. Dies hat der UN-Menschenrechtsrat am gestrigen Mittwoch beschlossen. Während damit der sudanesische Bürgerkrieg weiter internationalisiert wird, hält in Berlin die Debatte über eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes in Darfur an. Mehrere Minister sowie Außenpolitiker der Oppositionspartei Bündnis 90/Die Grünen wollen das deutsche Militärkontingent verstärken. Damit entsprechen sie Forderungen Washingtons, das bereits seit den 1990er Jahren eine Anti-Khartum-Front zum Sturz des sudanesischen Regimes anführt und jetzt im Westsudan auf neue Chancen hofft. Der Anti-Khartum-Front hatte sich die rot-grüne Bundesregierung angeschlossen. Berlin habe dabei im Verein mit Menschenrechtsorganisationen der durch Rohstofffunde und geostrategische Erwägungen motivierten US-Politik ein "linke(s) Deckmäntelchen" verschafft, urteilt der Afrika-Experte Dr. Helmut Strizek im Gespräch mit dieser Redaktion. Inzwischen sind in der deutschen Hauptstadt Ansätze für ein vorsichtiges Abrücken von den USA und für eine eigenständigere deutsche Rolle in Ostafrika zu erkennen. Dies äußert sich in Voten gegen eine Ausweitung des Bundeswehreinsatzes und für eine engere Kooperation mit der Volksrepublik China.

