Berlin: Waffenbereitschaft

Wo immer es geht, präsentiert sich  Berlin in Waffenbereitschaft.

Deutsche "Weltpolitik" glänzt auf offener Bühne als selbstlose Kraft in weltweiten Krisen, während in den Kulissen militärische Kräfte ihren Aufruf erwarten – wie bei der Libyen-Konferenz im Januar in Berlin, bei der es logistisch um Afrika ging, aber vor allem um den Einzug der Deutschen in das obere Drittel der Militärkonkurrenten.

Bundeskazlerin Merkel: "Meine Damen und Herren, Sie haben es verfolgt, wir haben heute Nachmittag hier in Berlin sehr intensive und ernsthafte Verhandlungen gehabt und damit dazu beigetragen, daß wir einen neuen politischen Anlauf, einen neuen politischen Impuls geben der Bemühungen, im Libyen-Konflikt Hoffnung für die Menschen und Hoffnung auf Frieden zu erzeugen... "

Über "Hoffnung" und "Frieden" im Libyen-Konflikt verhandelten Deutschland und seine Militärkonkurrenten – während Libyens Gesandte vor der Berliner Konferenztür warteten: Nicht viel anders als damals, als sich Berlin zum Vermittler aufschwang, um seine kolonialen Interessen in Afrika zu sichern.

Damals, 1884, präsidierte Reichskanzler Bismarck das Afrika-Treffen...vor einer riesigen Karte im kaiserlichen Berlin. Mit einer Aktiengesellschaft hatte Berlin nach Sklaven gejagt und verlangte jetzt mehr von der stattlichen Beute: Rohstoffressourcen - in Absprache mit den Beuterivalen.

Hieß es 2020, man wolle in Libyen "für die Menschen" eintreten, so hieß das ältere Motto im imperialen Berlin, das den Kuchen aufteilte: "Sitte und Wohlfahrt" für die Wilden und Schwarzen.

Unter die Knute der Berliner Beschlüsse gerieten Millionen: von den Mittelmeerküsten bis zu der Südspitze Afrikas. Gleich wie die Räuber der kolonialen Besatzer aus Paris oder London, entsandte Berlin seine besten Soldaten. Es war jetzt gleich unter Gleichen. Die Lohnsklavenarbeit in Plantagen und Minen, militärisch gedeckt, ergänzte Gewinne aus der Arbeit der Löhner in der heimischen Wirtschaft.

So als wäre es damals, verlangt der Wirtschaftsverbund des vereinigten Deutschland heute erneut, im oberen Drittel der Weltkonkurrenz als gleich unter Gleichen behandelt zu werden – auchmilitärisch. Heute geht es um Öl im Libyen-Konflikt:"Weltpolitik" in friedlichem Einsatz und auf offener Bühne – während in den Kulissen die Bundeswehr wartet.    

Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer: "Dann wird natürlich auch die Frage kommen: Wie soll das geschehen? Wer soll  absichern? Und dass dann aus meiner Sicht Deutschland, das ja immer ein Treiber in diesem Prozess war, auch sich mit dieser Frage auseinandersetzen muss. Was können wir dazu beibringen? Das ist völlig normal. Und dazu ist das Bundesverteidigungsministerium und ist die Bundeswehr auch sehr schnell in der Lage, ganz konkret zu sagen, wie unser Beitrag aussehen kann."

Bei dem fraglichen Beitrag, im Libyen-Konflikt für Ordnung zu sorgen, kann die Bundeswehr-Planung Erfahrung einbringen. Kommandoeinheiten drangen 2011 in das krisengeschüttelte  Libyen ein, um deutsche Bohrspezialisten von BASF, des weltweit bedeutendsten Chemieunternehmens, von einem libyschen Ölfeld zurück in die deutsche Firma zu holen – gegen Recht und Gesetz des UN-Mitglieds Libyen.

Das war die Stunde der grauen Maschinen einer Luftwaffeneninheit, die den libyschen Luftraum gewaltsam verletzte und Tote riskierte. Die geheime Aktion gegen Recht und Gesetz mit fast tausend Soldaten gilt den Bundeswehr-Planern als erfolgreiches  Beispiel fürihre kommende Taten.

Brigadegeneral: "Ja wenn wir uns die weltpolitische Lage ansehen und sehen, wo es überall jetzt schon brennt...das sind noch kleine Feuer. Aber sollten die Feuer größer werden, dann stehen auch wir dann wieder bereit, als Feuerwehr auch in diese Bereiche zu gehen und dann auch deutsche Staatsbürger, Botschaftsangehörige und andere mehr dort herauszuholen. Das ist unsere Aufgabe und dafür stehen wir auch binnen kurzer Zeit wieder zur Verfügung."

Der Augenblick kam, als in den vergangenen Wochen medizinische Not schnelles Handeln gebot. Nur herrschten nicht Krieg und Gesetzlosigkeit wie beim libyschen Einsatz. Die Evakuierung aus dem Krisengebiet in der Großstadt Wuhan eignete sich weder für Piraterie noch für Militärinszenierung. Während Paris oder Tokio zivile Chartermaschinen buchten, um schnellhandeln zu können, demonstrierte Berlin seine Waffenbereitschaft und spielte auf Zeit. Es fuhr die Luftwaffe auf, die grauen Maschinen seiner Libyen-Aktion -  trotz Bedenken in Peking.

Berlin stritt mit China verlorene Stunden um die üblichen Regeln im Anfluggebiet, die militärischen Flügennur mit Sonderauflagen den Luftraum freigeben. Berlin musste folgen. Den deutschen Luftwaffenauftritt verlegte Peking ins Dunkel, so dass die graueMaschine unter Ausschluss der Presse ihren Landeanflug bei Nacht absolvierte. Die Inszenierung fiel aus. Auf dem Rückflug nach Deutschland fehlte in Moskau die Landeerlaubnis, die aus ähnlichen Gründen wie schon in Peking Probleme aufwarf...

Wo immer es geht, präsentiert sich  Berlin in Waffenbereitschaft.  Deutsche "Weltpolitik" glänzt auf offener Bühne als selbstlose Kraft in weltweiten Krisen, während in den Kulissen militärische Kräfte ihren Aufruf erwarten.

 

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