Die Abkopplung Frankreichs

BERLIN/PARIS (Eigener Bericht) - Mit spöttischen Schlagzeilen kommentieren deutsche Boulevard-Medien den gestrigen Paris-Besuch der deutschen Kanzlerin. "Strahlende Siegerin trifft hilflosen Hollande", titelt die Springer-Presse mit Blick auf die dramatische wirtschaftliche Lage Frankreichs: Das Land blicke "in den Abgrund". Jenseits offener Stimmungsmache konstatieren Experten eine "Abkopplung" der französischen Wirtschaft von der deutschen. Berlin habe der deutschen Industrie mit den "Hartz-Reformen" - Lohnverzicht, Sozialkürzungen - einen erheblichen Vorteil verschafft, heißt es in Analysen. In Frankreich sei der Widerstand in der Bevölkerung gegen entsprechende Austeritätsprogramme bislang nicht zu brechen gewesen. Die deutsch-französischen Differenzen seien so groß, dass inzwischen "die Zweifel gewachsen" seien, "ob es noch eine ausreichende Grundlage für die deutsch-französische Zusammenarbeit gibt", heißt es in einer aktuellen Analyse der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). Als weiteren Beleg für die Erosion der Bindungen zwischen Deutschland und Frankreich interpretieren Beobachter den jüngst gefällten Pariser Beschluss, einen wichtigen Teil der Deutsch-Französischen Brigade aus der Bundesrepublik abzuziehen.

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