"Erinnerungspolitik"

WESTERBORK/BERLIN/SOBIBÓR (Eigener Bericht) - Spannungen zwischen der Bundesregierung und mehreren Opferstaaten überschatten das Gedenken an die Massendeportationen und Mordverbrechen der "Aktion Reinhardt" vor siebzig Jahren. In deren Rahmen wurden 1942 und 1943 rund zwei Millionen Gefangene aus West- und Osteuropa in den Vernichtungslagern Treblinka, Chełmno, Majdanek, Bełżec und Sobibór umgebracht. In Sobibór erschoss und vergaste das NS-Terrorregime bis Juli 1943 allein über 34.000 niederländische Juden, darunter auch Emigranten aus Deutschland. An den Kosten für das in diesem Jahr geplante Sobibór-Gedenken der Niederlande, der Slowakei, Israels und Polens wollte sich Berlin bis Anfang Januar nicht beteiligen. Auch die Co-Finanzierung der übrigen "Reinhardt"-Gedenkstätten sieht die Bundesregierung nicht vor. Als Eigentümerin lässt es die Bundesregierung zu, dass die Erinnerung an die Sobibór-Opfer von der Deutschen Bahn AG mit Gebühren belegt wird. Weil eine Bürgerinitiative die Ermordeten entlang der früheren Deportationsstrecke im Mai und Juni ehren will, muss sie mit Kostennoten rechnen. Dieser finanzielle "Boykott" sei mit dem Bundesverkehrsministerium unter Minister Ramsauer (CSU) abgestimmt, heißt es in einer Pressemitteilung des "Zug der Erinnerung". Die Bürgerinitiative ruft zu Spenden auf, um die Sobibór-Opfer auf mehreren deutschen Bahnhöfen doch noch zu würdigen.

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