Preise mit Vergangenheit

HAMBURG (Eigener Bericht) - Nach dem Skandal um die "Rudolf-Vogel-Medaille" vergibt an diesem Wochenende erneut eine deutsche Organisation einen Preis unter ehrender Nennung eines ehemaligen Aktivisten des NS-Reichs. Die "Alfred Toepfer Stiftung F.V.S." will am Sonntag ihren hochdotierten "Kairos-Preis" an einen polnischen Künstler vergeben. Die Stiftung wird seit Jahren wegen der NS-Tätigkeit ihres Gründers kritisiert, den sie seit 1993 mit ausdrücklicher Nennung im Stiftungsnamen ehrt. Toepfer stellte sich und die Stiftung zur NS-Zeit in den Dienst der völkischen Neuordnung Europas unter deutscher Hegemonie; so unterstützte er etwa prodeutsche Umstürzler aus den Randgebieten der Tschechoslowkei ("Sudetenland") inklusive ihres Anführers Henlein und hielt dabei Kontakt zu NS-Größen wie Rudolf Heß. Heinrich Himmler fand noch Ende April 1945 in einer Liegenschaft der Toepfer-Stiftung Zuflucht. Toepfers Firmen belieferten "volksdeutsche" Siedler im okkupierten Polen, ein zeitweiliger Leiter der Stiftung organisierte die "Eindeutschung" polnischer Kinder. Während die deutsche Südosteuropa-Gesellschaft, die seit 1992 eine "Rudolf-Vogel-Medaille" vergab, kürzlich wenigstens die Preisbezeichnung wegen Vogels NS-Aktivitäten geändert hat, bewahrt die Toepfer-Stiftung ihrem Gründer weiterhin ein ehrendes Andenken.

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