Die größte Botschaft

ANKARA/BERLIN (Eigener Bericht) - Anlässlich des Deutschland-Aufenthalts des türkischen Ministerpräsidenten verlangt Berlin die energische Anpassung der Türkei an die Standards der EU. Die Regierung in Ankara müsse "eine klare Ansage" machen, "dass die Türkei am Reformkurs in Richtung EU festhält und diesen mit neuem Schwung versehen will", forderte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Ruprecht Polenz (CDU), am gestrigen Dienstag. Recep Tayyip Erdoğan hat gestern im Beisein des deutschen Außenministers die neue Berliner Botschaft seines Landes eröffnet und trifft an diesem Mittwoch die deutsche Kanzlerin. In ihren Gesprächen werde es um die "europäische Perspektive" Ankaras gehen, also um die Frage eines EU-Beitritts; auch werde man sich über den syrischen Bürgerkrieg austauschen, ist in Regierungskreisen zu hören. Außenpolitik-Experten weisen darauf hin, dass die Türkei in den letzten Jahren begonnen hat, eine eigene strategische Perspektive unabhängig von Europa zu entwickeln. Grundlagen sind ein anhaltender Wirtschaftsboom sowie damit zusammenhängende tiefgreifende Umwälzungen im inneren Machtgefüge des Landes. Beides führt dazu, dass Ankara sich heute stark genug fühlt, auf den EU-Beitritt zu verzichten.

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