Das pazifische Jahrhundert
BERLIN/WASHINGTON (Eigener Bericht) - Mit erheblichem Unmut registriert Berlin den Ausschluss von EU-Beobachtern von einem wichtigen asiatisch-amerikanischen Gipfeltreffen. An der Zusammenkunft des Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsforums (APEC) am letzten Wochenende hätten Vertreter der EU noch als Beobachter teilnehmen dürfen, heißt es in Berichten; beim Ostasiatischen Gipfel an diesem Wochenende sei das nicht mehr der Fall. Das wiege schwer, da an dem Treffen sämtliche mächtigen Anrainerstaaten des Pazifik teilnähmen, insbesondere China, die USA und Russland. Washington misst der Entwicklung rings um den Pazifik mittlerweile eine vorrangige weltpolitische Bedeutung bei. Die US-Außenministerin hat vergangene Woche das laufende Jahrhundert öffentlich zum "pazifischen Jahrhundert" erklärt: Die "Zukunft der Politik" werde "in Asien entschieden", heißt es in einem Namensartikel von Hillary Clinton, der in einem prominenten US-amerikanischen Außenpolitik-Magazin erschienen ist. Die operative US-Politik bestätigt diese Perspektive: US-Verteidigungsminister Panetta hat unlängst stärkere Aktivitäten der USA in Asien angekündigt, US-Präsident Obama teilt mit, US-Eliteeinheiten würden nächstes Jahr in Australien stationiert. Berlin und Brüssel kämpfen gegen Einflussverluste in Südostasien an; die Bundesrepublik beteiligt sich an der Aufrüstung von Pazifik-Anrainern gegen China.