Nürnberg II

HAMBURG (Eigener Bericht) - Ein auflagenstarkes deutsches Nachrichtenmagazin schlägt die Einrichtung eines internationalen Tribunals zur Ahndung sogenannter Vertreibungsverbrechen an Deutschen vor. Dies könne nach dem Modell der Nürnberger Prozesse gegen die wichtigsten NS-Kriegsverbrecher geschehen ("Nürnberg II"), heißt es in der aktuellen Ausgabe der Geschichts-Edition der Wochenzeitschrift Der Spiegel. Das Heft, das auf angebliche Präzedenzfälle verweist, ist den "Deutschen im Osten" gewidmet. Es begleitet die kulturelle Einflussarbeit der Berliner Deutschtumspolitik in Osteuropa, die sich die dortigen deutschsprachigen Minderheiten zunutze macht, um sich unmittelbare Einflusszonen jenseits der deutschen Staatsgrenzen zu schaffen. Das "kulturelle Erbe" etwa im früheren Ostpreußen oder im einstigen Schlesien gehöre nicht nur "den Menschen, die heute dort leben", sondern ebenso "Millionen Menschen, die heute in Deutschland und anderswo" ihren Wohnsitz hätten, schreibt die Zeitschrift über die kulturpolitisch verbrämten Besitzansprüche gegenüber Russland und Polen. Die Darstellungen des Blattes spitzen tatsächlich vorhandene Bestrebungen der deutschen Außenpolitik publikumswirksam zu.

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