Der Mann vom IWF

BERLIN/ABIDJAN (Eigener Bericht) - Ungeachtet starker Proteste in Côte d'Ivoire halten Berlin und die EU an ihrer Forderung nach der Einsetzung des ehemaligen IWF-Vizedirektors Alassane Ouattara zum Staatspräsidenten in Abidjan fest. Nach den jüngsten Präsidentschaftswahlen hatten sowohl der Amtsinhaber Laurent Gbagbo als auch Oppositionschef Ouattara den Sieg beansprucht und sich bereits vereidigen lassen. Weil Ouattaras Parteigänger in weiten Teilen des Landes keine Wahlbeobachter zugelassen hatten, ist ein zuverlässiges Urteil über den Wahlausgang unmöglich. Bis heute sind in den auf die Wahlen folgenden gewaltsamen Kämpfen bis zu 200 Menschen ums Leben gekommen; Zehntausende sind auf der Flucht. Eine Neuauflage des erst 2007 beendeten Bürgerkrieges ist nicht auszuschließen. Weil Côte d'Ivoire eine grundsätzlich hohe politische und ökonomische Bedeutung zugeschrieben wird, bestehen die westlichen Industriestaaten auf einem Rückzug Gbagbos, der sich gelegentlich antikoloniale Stimmungen in der Bevölkerung zunutze macht und deswegen in der EU und den USA als unzuverlässig gilt. Berlin schließt sich zwar den aktuellen Sanktionen gegen Gbagbo an, will jedoch zugleich ein Gegengewicht gegen Ouattara installieren: Dieser gilt als Mann Frankreichs; man befürchtet, er könne deutsche Interessen zu wenig berücksichtigen.

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