Russlands "unvollendete Dekolonisierung"

MOSKAU/BERLIN (Eigener Bericht) - Berliner Regierungsberater dringen auf die Einmischung Deutschlands und der EU in Bemühungen zur Befriedung des russischen Nordkaukasus. Der "europäische Blick" auf "diese Problemregion" gehöre zum Ausbau der Kooperation zwischen Berlin, Brüssel und Moskau ("Modernisierungspartnerschaft") hinzu, heißt es in einer aktuellen Studie der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Die EU dürfe an den blutigen Konflikten des Gebietes nicht länger "vorbeisehen". Das Papier der SWP bezeichnet geostrategisch bedeutsamste Regionen Südrusslands als "inneres Ausland", das von "Entrussifizierung" und von "unvollendeter Dekolonisierung" geprägt sei. Derzeit erstarke etwa eine "tscherkessische Nationalbewegung", die aus Georgien sowie von US-Organisationen unterstützt werde. Sie habe begonnen, ihre Forderung nach Territorialrevisionen ("tscherkessische Frage") mit den olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 zu verknüpfen; die Kampagne trage bereits internationalen Charakter. Von der Unterstützung für die "tscherkessische Nationalbewegung" aus Washington profitiert Berlin: Es kann sich dem zunehmend unter Druck geratenden Russland als gemäßigter "Mittler" bei der Befriedung des Nordkaukasus anbieten - oder, sollte Moskau sich ihm verweigern, selbst die "tscherkessische Karte" spielen.

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