Eine politische Abschiedsvorstellung

KABUL/BERLIN (Eigener Bericht) - Berliner Regierungsberater diagnostizieren vor den morgigen Parlamentswahlen in Afghanistan einen "Abbau" formaldemokratischer Restbestände in Kabul. Die westlichen Besatzer legten offenbar keinen Wert mehr auf "glaubwürdige Wahlen" am Hindukusch, heißt es in einer aktuellen Analyse der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP). Präsident Karzai erhalte vielmehr "freie Hand", mit Hilfe der Wahlen "nun auch das Unterhaus seinem Willen zu unterwerfen". Afghanistan sei unter westlicher Kontrolle eine "Fassadendemokratie" geworden, die "auf einem Unterbau aus kriegs- und drogenökonomischen sowie klientelistischen Strukturen" basiere. Während Karzai sich offenkundig darauf vorbereitet, eine "Präsidentendynastie" in Kabul zu etablieren, treiben westliche Thinktanks ihre Planungen für eine künftige Afghanistan-Strategie voran. Jüngsten Vorschlägen zufolge sollen die westlichen Besatzungstruppen stark reduziert und nur in wenigen Militärbasen für gelegentliche Überfälle auf antiwestliche Kräfte bereitgehalten werden. Afghanistan selbst, heißt es, sei in relativ eigenständige Provinzen zu zerlegen, die zur "Zentralregierung" in Kabul in einem "Gleichgewicht der Schwäche" stünden - optimale Voraussetzungen für die Kontrolle des Landes durch die westlichen Mächte.

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