Hemisphären

BERLIN/MOSKAU (Eigener Bericht) - Die EU soll sich von den USA abwenden und sich in einem Bündnis mit Russland "zum Osten bekehren". Dies fordert ein Publizist in einer der führenden deutschen Zeitungen. Europa "irrt, wenn es sich für einen Teil der westlichen Welt hält", erklärt der Autor unter Berufung auf alte Vordenker der deutschen "Geopolitik". Tatsächlich sei es Teil des "Energieraums Eurasien" und müsse erkennen, dass die Kooperation mit den Vereinigten Staaten auf einer "Fehlorientierung" basiere. Deutschland, "ein Land im mittleren Westen Eurasiens", sei "keine Galeere im transatlantischen Ozean", heißt es in dem Beitrag, den die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung am Wochenende veröffentlichte. Das Blatt selbst ist im westorientierten Spektrum des deutschen Establishments verankert, hält die Zeit jedoch offenbar für gekommen, harte antiamerikanische Invektiven öffentlich zu debattieren. Hintergrund sind langfristig wirksame Umwälzungen in der deutschen Wirtschaftsexpansion, die sich immer stärker nach Osten wendet und dabei besonders auf die Energieressourcen Russlands zielt. Die "Eurasien"-Debatte rückt bislang tabuisierte Ideologen der extremen Rechten ins Zentrum der öffentlichen Diskussion.

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