Das große Gleichmachen

BERLIN/PARIS/LUXEMBURG (Eigener Bericht) - Berlin nutzt den "Volkstrauertag" an diesem Sonntag zur Stärkung eines einheitlichen europäischen Totenkults. Die diesjährige Feierstunde im Reichstag, die vom Zweiten Deutschen Fernsehen live und in voller Länge übertragen wird, sei unter anderem auch den "Fragen einer grenzüberschreitenden Gedenkkultur in Europa" gewidmet, teilt der Veranstalter, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, mit. Hauptredner ist der Ministerpräsident Luxemburgs, Jean-Claude Juncker. Sein Land war in beiden Weltkriegen von deutschen Truppen besetzt worden und hatte viele NS-Besatzungsopfer zu beklagen. Die Berliner Feier gedenkt aller "Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft" gleichermaßen, so auch der deutschen Okkupanten. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge bezieht in seine Tätigkeit Mitglieder der Waffen-SS ein. Über die Nivellierung von Tätern und Opfern, die mit der Transformation des deutschen Soldatengedenkens in einen einheitlichen europäischen Totenkult einhergeht, hat ein Vertreter Frankreichs kürzlich geurteilt: "Man kann nicht zusammenleben, wenn man sich an alles erinnert."

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