Hass auf Versailles

BERLIN/ROM/PRISTINA (Eigener Bericht) - Kurz vor Weihnachten bekräftigt der Vatikan unter der Leitung des deutschen Papstes seine Zustimmung zu der bevorstehenden Sezession des Kosovo. Wie einflussreiche Angehörige des katholischen Klerus erklären, könne "mit der Unabhängigkeit" der südserbischen Provinz "eine neue Phase" der "Ordnung" für das Armutsgebiet beginnen. Zugleich intensiviert der Kirchenstaat seine Aktivitäten im angrenzenden Albanien und nutzt - wie Berlin - albanische Kräfte zur Brechung des serbischen bzw. serbisch-orthodoxen Einflusses. Die Zusammenarbeit zwischen der Bundesrepublik und dem Vatikan beim Ausbau ihrer Positionen in Südosteuropa folgt alten Traditionen, die den gemeinsamen Kampf gegen die Versailler Friedensordnung ebenso beinhalteten wie Angriffe auf die Friedensordnung von 1945. "Der Vatikan hat das Europa von Versailles gehasst, genauso wie das von Jalta und Potsdam", urteilt die französische Historikerin Annie Lacroix-Riz im Gespräch mit dieser Redaktion; "er meinte, dass ganz Mittel- und Osteuropa dem Reich zu Recht zustand". Die Kurie unterstützte die deutsche Revisionspolitik nicht nur in der Zwischenkriegszeit, sondern auch nach dem Zweiten Weltkrieg und arbeitet ihr bis heute zu. Jüngste Beispiele sind offener Zuspruch für die deutschen "Vertriebenen"-Verbände und die Förderung der Zerschlagung Jugoslawiens.

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