Kulturnation

BERLIN/WARSZAWA/KAIRO (Eigener Bericht) - Kulturpolitische Organisationen äußern scharfe Kritik an der Bundesregierung und ihrem Umgang mit sogenannter Beutekunst. Dabei handelt es sich um Kulturgüter, die vormals dem Deutschen Reich gehörten, aber infolge der Berliner Kriegshandlungen an die Aggressionsopfer des Zweiten Weltkriegs fielen. Auf diese Werte hätten die Staatserben des Aggressors Anspruch, behauptet die Bundesregierung. Sie ist Rechtsnachfolgerin der Plünderer osteuropäischer Kulturschätze, die von der Deutschen Wehrmacht tonnenweise nach Westen verschleppt oder zerstört wurden. Ebenfalls in Streit liegt Berlin mit der ägyptischen Regierung. Nach Berliner Auffassung sind entwendete Kostbarkeiten der ägyptischen Geschichte "durch Zeitablauf" in deutschen Besitz übergegangen. Das Berliner Auftreten zeuge von erheblicher Arroganz und werde international aufmerksam registriert, urteilt die Geschäftsführerin des Hamburger Vereins CulturCooperation, Anja Kuhr, im Gespräch mit dieser Redaktion. CulturCooperation verlangt ein Ende der Berliner Kulturblockade gegenüber Ägypten. Das gleichzeitige deutsche Verlangen, in polnischem Besitz befindliche Kulturgüter des NS-Reiches zurückzugeben, ruft in Warszawa ernste Sorgen hervor, weil es international anerkannte Nachkriegsregelungen in Frage stellt. Wie Experten in der polnischen Hauptstadt urteilen, widerspricht eine Rückgabe der Kunstgegenstände dem Potsdamer Abkommen und öffnet "eine juristische Pforte" für neue Restitutionsforderungen.

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