Aus dem Vergessen in die Gegenwart

BERLIN/OSWIECIM (Eigener Bericht) - Mit einem "Zug der Erinnerung" unterstreichen deutsche Bürgerinitiativen ihre Forderung nach öffentlichen Gedenken an die Opfer der Reichsbahn-Deportationen. Der Zug wird in diesem Winter zahlreiche Bahnhöfe anfahren, die Sammelstationen für die Verschleppung in die Konzentrations- und Vernichtungslager waren. Praktisch sämtliche deutschen Groß- und Mittelstädte sind betroffen. Dort soll die Suche nach Lebenszeugnissen der Deportierten angeregt werden. Unter den Opfern befanden sich über 12.000 deutsche Kinder und Jugendliche, die in der übergroßen Mehrzahl aus jüdischen Elternhäusern kamen, den Sinti und Roma angehörten oder in politisch verfolgten Familien lebten. Insbesondere diesen Kindern ist der "Zug der Erinnerung" gewidmet, heißt es in einer gestrigen Pressemitteilung. Der historische Zug wird mehrere Ausstellungswagen mitführen, in denen die gesamteuropäische Dimension des Großverbrechens thematisiert wird. Insgesamt über eine Million Kinder und Jugendliche wurden zwischen 1940 und 1944 mit der Reichsbahn deportiert. "In der Tat besteht hier - trotz der bröckelnden Amnesie - eines der letzten Tabus des bundesrepublikanischen Geschichtsbewusstseins", urteilt Prof. em. Dr. Peter Krahulec, der den "Zug der Erinnerung" in Fulda betreut. Der Zug soll nach einer mehrmonatigen Fahrt durch die Bundesrepublik im kommenden Januar die Gedenkstätte Auschwitz (Oswiecim/Polen) erreichen und dort die gesammelten Lebenszeugnisse der Kinder symbolisch hinterlegen.

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