Skrupellos

WASHINGTON/MÜNCHEN/BERLIN (Eigener Bericht) - Die Begünstigung deutscher Regierungsstellen bei der Flucht des NS-Massenmörders Adolf Eichmann ruft in der Bundesrepublik keine öffentliche Empörung hervor und bleibt ohne publizistischen Nachhall. Eichmann war als Leiter des NS-"Judenreferats" im Reichssicherheitshauptamt für die Deportationen in die Gaskammern verantwortlich und floh nach 1945 aus Deutschland. Wie jetzt freigegebene Archivakten belegen, wusste die westdeutsche Auslandsspionage (BND) spätestens 1958, dass sich der Massenmörder unter einem Alias-Namen in Südamerika aufhielt. Diese Erkenntnisse führten nicht zu entschlossenen Verfolgungsmaßnahmen, sondern wurden lediglich dem US-Geheimdienst CIA gemeldet. Die CIA blieb gleichfalls untätig, weil sie bei einem eventuellen Prozess gegen Eichmann belastende Aussagen über führende Regierungsmitglieder der Bundesrepublik befürchtete. Die in Washington veröffentlichten Erkenntnisse beleuchten das Zusammenspiel zwischen den westdeutschen Nachkriegseliten und dem überlebenden NS-Personal, das in die neuen Staatsstrukturen eingemeindet wurde oder unter deren heimlichem Schutz stand. Eines der staatlichen Kooperationszentren war der Bundesnachrichtendienst (BND). "Wir wissen jetzt, dass wenigstens ein Dutzend Veteranen aus Eichmanns Judenreferat (...) nach 1945 als Geheimagenten für die CIA und den BND (...) arbeiteten", schreibt Prof. Christopher Simpson von der American University (Washington D.C.) in einem Beitrag für german-foreign-policy.com.

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