Im Verborgenen

BERLIN/MARIANSKE LAZNE/CHISINAU (Eigener Bericht) - Am heutigen Jahrestag der Reichskapitulation vom 8. Mai 1945 finden europaweite Vorbereitungen zum ehrenden Gedenken an die gefallenen Soldaten der deutschen Wehrmacht statt. Organisator der Veranstaltungen ist der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" (VDK), eine Berliner Staatsagentur, die sich aus Millionenzuwendungen mehrerer deutscher Ministerien finanziert. In der kommenden Woche weiht der VDK eine neue Grabanlage für 4.000 deutsche NS-Militärs "im Raum Chisinau und am unteren Dnjestr" (Republik Moldova) ein. Es folgen ehrende Veranstaltungen in den als "Tilsit" sowie "Insterburg" bezeichneten russischen Städten Sovjetsk und Tschernjachowsk. Weihefeiern kündigt der VDK auch in "Neumark" (tatsächlich Stare Czarnowo, Polen), "bei Stettin" (tatsächlich Szczecin, Polen) und in "Danzig" (Gdansk) an. Dort soll insgesamt 15.000 ehemaliger Besatzer gedacht werden. 100.000 Wehrmachtsangehörige will der VDK in Rossoschka würdigen, einer deutschen Ehrenstätte im Gebiet der Gefechte um Stalingrad. Bei speziellen VDK-Reisen wirbt die Berliner Staatsagentur für Abstecher "zur 'Wolfsschanze', Hitlers Hauptquartier im Krieg gegen Russland", und lädt deutsche Touristen auf die "Ordensburg der Kreuzritter" ein. Seit Jahren fordern Angehörige deutscher Wehrmachtsdeserteure vom Auswärtigen Amt und der Bundesregierung ein Ende der Totenrituale. "Wir haben (...) noch immer keine Antwort erhalten", berichtet Eva Watschkow-Schmidt in einem Interview mit dieser Redaktion. Frau Watschkow-Schmidt ist die Tochter eines Wehrmachtssoldaten, der wegen seiner Zusammenarbeit mit dem italienischen Widerstand erschossen worden ist. Der VDK weigert sich, das NS-Opfer mit einer angemessenen Inschrift zu bedenken, und hat den Helden des deutschen Widerstands an der Seite von KZ-Verbrechern vergraben.

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