John Horne / Alan Kramer: German Atrocities 1914
A History of Denial New Haven / London: Yale University Press, 2001 ISBN: 0300089759 27, 50 British Pound
Seit 1914 wurden die deutschen Untaten in Belgien beschwiegen
Horne und Kramer, zwei britische Historiker, analysieren das in der Geschichtsschreibung seit achtzig Jahren verdrängte Problem der ,,German atrocities´´, der barbarischen Kriegführung der Deutschen zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Bekannt ist bis heute von den Ereignissen der Monate August bis September 1914 allein die Brandstiftung in der Bibliothek von Löwen (Louvain) und die Massaker von Dinant und Aarschot, wo deutsche Soldaten rund fünftausend als Partisanen verdächtigte belgische Zivilisten quälten und töteten. Diese kollektiven Erschießungen, auch von Frauen, Kindern, Greisen und Priestern, die Vergewaltigungen und Plünderungen waren so unerhört grausam, dass die bisherige Forschung sie zumeist ins Reich der Fabeln verwies. Die Autoren gelingt es nun aufgrund langjähriger Archivforschung ein präzises Bild der damaligen Ereignisse zu geben. Nach ihren Erkenntnissen haben sich die Massaker immer nach demselben Muster abgespielt: Wenn deutsche Truppen auf Widerstand stießen, bemächtigten sie sich zufällig anwesender Einwohner, und ermordeten sie durch Erschießungen, die der Repression dienten. Die deutscher Regierung war über dieses Vorgehen offensichtlich gut informiert. Im Versailler Vertrag von 1919 spielten diese Kriegsverbrechen eine weitaus größere Rolle als heute bekannt ist. Die Artikel 228 und 229 des Vertrages betrafen die Auslieferung von Personen, die Kriegverbrechen beschuldigt wurden. Dies stieß in Deutschland auf heftigen Protest, so dass die Strafverfolgung von 853 namentlich bekannten deutschen Offizieren und Soldaten schließlich dem Leipziger Reichsgericht überlassen wurde.
Die Prozesse verliefen zum größten Teil im Sande ? ein wirkliches Interesse an der Verfolgung der barbarischen Kriegführung war in Deutschland nicht gegeben.
(s. dazu Archiv)