Krieg gegen China

Es gibt in Europa einen Reflex, der China beschädigt. Er ist die Kehrseite respektvollen Staunens über die Weite, die Größe Chinas, über seine Kultur und Gesamtstaatlichkeit. Europa wirkt winzig im Größenvergleich. Der Vergleich dämpft den Irrtum, unvergleichlich zu sein. China ist größer.

"China klein halten", war schon immer vergebens. Um "China klein zu halten", half nur Gewalt, wenn nötig in Kriegen gegen China. Fast jede Gewalttat galt als sittlich geboten, um China zu ducken, zumal in Berlin.

Das deutsche Kaiserreich entsandte seine Truppen, um die "Fäuste der Gerechtigkeit und Harmonie" niederzuschlagen – eine chinesische Widerstandsbewegung. Kaiser Wilhelm persönlich – hier vor deutschen Soldaten auf dem Weg nach China – rief zum Gemetzel auf:

"Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wie vor tausend Jahren die Hunnen (...) sich einen Namen gemacht haben auf 1000 Jahre (...) so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch Euch (...) bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen."

Die deutschen Helden dieses Gemetzels wurden im Weimarer Staat geehrt...im deutschen Faschismus heroisiert...und werden in der Bundesrepublik in Straßennamen verewigt. Die Hauptstadt Berlin gedenkt der Verbrecher und ihrer Kanonen im Süden der Stadt, in Köln gibt es ein "Chinesen-Viertel", wo man nicht der chinesischen Namen gedenkt, sondern der Namen ihrer deutschen Mörder. Das Gedenken ehrt die Vollstrecker deutscher Weltpolitik und historisiert die Machtprojektionen, die China "klein halten" wollten.

Um diese Machtprojektionen geht es heute erneut, hier bei dem jährlichen Abgleich weltumspannender Militärpolitik 2018 in München.

"China entwickelt eine umfassende Systemalternative zu westlichen" Wirtschaft, klagte der deutsche Aussenminister, und rief zu "Mut" bei "Machtprojektionen" auf:

"Europa braucht eine gemeinsame Machtprojektion in der Welt. Die darf sich nie auf das Militärische allein konzentrieren, aber sie darf auch nicht vollständig darauf verzichten."

An den Grenzen zu China hat Europa auf militärische Macht noch nie verzichtet. Militär wurde rücksichtslos eingesetzt: im Korea-Krieg, im Krieg in Vietnam. Die Bundesrepublik Deutschland war technisch beteiligt, als Napalm und Phosphor Vietnam verwüsteten. Die publizistische Hetze galt dem "Vietcong", den Barfußsoldaten – einer Art roter Teufel. Als nicht weniger teuflisch galt auch der "Drache", das benachbarte China, über dessen Straßen und Häfen der militärische Nachschub die westlichen Kriege in Asien eindämmte.

Das rassistische grundierte Menschenbild aus den Vietnam- und Korea-Kriegen kehrt heute wieder:

Asiatische Massen, die den Globus leer fressen, wie hier eine Zeitung aus Berlin suggeriert – eine Umkehr der Wahrheit über Berlin und über Europa, das sich am Blut der Kolonialopfer nährte...

Der rassistische Ansatz wird ständig neu illustriert. Hier führt sich China, mit Stäbchen bewaffnet, die Erde zu Munde: Wir werden verspeist und sollen uns wehren.

Diese Hysterisierung begünstigt Gewalt. In den Wirtschaftsjournalen ist die Rede vom Krieg frast alltäglich geworden: Zollkrieg, Sanktionskrieg, Krieg der Systeme...

Es scheint daher logisch, sich militärisch zu wappnen. An den Grenzen zu China entsteht im Indo-Pazifik ein Ring der Gewalt mit dem Drohpotential atomarer Vernichtung.

Bleibt jetzt Deutschland neutral? Oder wird es "Europa" gegen China anführen, im transatlantischen Bündnis? Deutschland rüstet auf, mit immer neuen Milliarden.

Deutsche Waffenkonzerne drängen schon länger auf Rüstungsteilhabe am Gewaltring um China, um China von See her "klein zu halten". Im westlichen Bündnis stärkt Deutschland den Ring, ähnlich wie damals, als sein westlicher Teil Logistik und Technik, vor allem viel Geld und das Menschenbild teilte, mit dem in Vietnam ein Schlachthof entstand.

Deutschland ist nicht neutral, sondern steht im Begriff, zur Front aufzuschließen.

Aber anders als damals reichen heute die Waffen vom asiatischen Schauplatz bis direkt nach Berlin....Man soll sich nicht täuschen:

Europa ist winzig im Größenvergleich. China ist größer.

 

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