Die Angst vor dem Absturz
Spannungen zwischen nördlicher und südlicher Eurozone steigen im Streit um Coronabonds vor dem heutigen EU-Gipfel.
BERLIN/ROM (Eigener Bericht) - Vor der heutigen Videokonferenz der EU-Staats- und Regierungschefs nehmen die Spannungen zwischen dem nördlichen Zentrum und der südlichen Peripherie der Eurozone weiter zu. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte dringt weiterhin auf gemeinsame Anleihen ("Coronabonds"), die Berlin unverändert ablehnt. Conte weist zugleich ESM-Darlehen zurück - trotz beschwichtigender Äußerungen aus Brüssel: "Wir haben nicht vergessen", konstatiert er, "dass die Griechen [in der Eurokrise] gezwungen worden sind, inakzeptable Opfer zu bringen, um Kredite zu erhalten". Während Teile der deutschen Funktionseliten zu gewissen Zugeständnissen bei den Coronabonds bereit sind, um den Fortbestand der Eurozone zu garantieren, zeichnen sich erste Risse zwischen den Befürwortern der Gemeinschaftsanleihen aus Südeuropa ab; Ursache ist, so heißt es, die "Furcht, die Deutschen zu sehr zu verärgern". US-Beobachter rechnen damit, dass sich Berlin in dem Konflikt erneut durchsetzen und damit seine wirtschaftliche wie politische Vormacht in der EU weiter konsolidieren kann.