"Germany Is Our Problem"

Den Schatten des Adlers wirft Deutschland seit neuestem über den gesamten Globus.

Die Bundesrepublik ist nicht nur vorübergehendes Mitglied im UN-Weltsicherheitsrat geworden – Berlin möchte im höchsten UN-Organ genauso und ständig über Krieg und Frieden entscheiden wie die USA, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich oder die Volksrepublik China. An der Seite der Siegermächte des 2. Weltkriegs will Deutschland  ebenbürtig sein.

Großartiger kann ein Staat in der internationalen Arena kaum auftreten, insbesondere, wenn derselbe Staat noch eben auf der Anklagebank der Nürnberger Prozesse gesessen hat.

Das ist jenes Deutschland, das 1989 tausend Schwüre schwor, für immer und ewig seinen weltpolitischen Versuchungen zu entsagen...um die deutsche Einheit glaubhafter zu machen.

An diese Schwüre glaubten aber bereits damals nur wenige.

Im Schatten des Adlers – A l'Ombre de L'Aigle – versuchte der französische Präsident damals, 1989,  die Verschmelzung der beiden deutschen Staaten in letzter Minute aufzuhalten.

François Mitterrand  und die britische Premierministerin einte dieselbe Sorge. Misses Thatcher zeigte dem französischen Präsidenten eine Europa-Karte, in die die territorialen deutschen Eroberungen der zwei Weltkriege eingezeichnet waren. Bitte nicht noch einmal, hieß es damals  in Paris und in London.

Und in Washington, im Oval Office?

Dort hielt sich die Begeisterung des US-Präsidenten und seiner Berater in engen Grenzen, man könnte auch sagen: die Aussicht auf einen  deutschen Großstaat weckte ziemlich ambivalente Gefühle. Washington stimmte zu, aber aus der Defensive, weil es im Weigerungsfall den deutschen Nationalismus fürchtete.

Nur die sowjetische Seite schien die territorialen deutschen Eroberungen der zwei Weltkriege nicht in Rechnung zu stellen … jedenfalls nicht in jene Rechnung, die zur Aufgabe des souveränen ostdeutschen Staates führte.

Weder der amerikanischen noch der russischen Seite hat ihre damalige Kurzsichtigkeit Vorteile gebracht. Ganz im Gegenteil. Heute stellt Deutschland den Fuss in die Tür des UN-Weltsicherheitsrats. Deutschland hat fast alles bekommen, was es  in den letzten Weltkriegen   verloren hatte...jetzt will es noch mehr...Verantwortung übernehmen...

Verantwortung ist der Deckbegriff für Militärausgaben, für Milliardenbeträge, die der deutschen Armut nicht bewilligt werden. Das soziale, das abhängige Deutschland verarmt Jahr für Jahr mehr.

Spät, viel zu spät begegnen der angeblichen Verantwortung internationale Widerstände. Sie kommen nicht unbedingt von jenen, die sich durch eigene machtpolitische Bescheidenheit auszeichnen. Ganz im Gegenteil.

Es sind die durchtriebensten Vertreter der Machtpolitik, die ihresgleichen am klarsten durchschauen.

Die gegenwärtige US-Administration darf sich diese Klarheit durchaus zugute halten. Sie erkennt ihresgleichen, auch in Berlin, aber gegen das strategische Scheitern der amerikanischen Nachkriegspolitik in Europa kommt auch diese Administration nicht an:

Statt das Nachkriegsdeutschland in den westlichen Wirtschaftsblock erfolgreich einzubinden, dabei  gut (und sehr gut) zu verdienen, aber dieses Deutschland nicht ein drittes Mal zu unterschätzen – stattdessen ist der deutsche Zauberlehrling dem US-Meister zu einem ernsthaften Konkurrenten geworden...

Was die beiden unterscheidet, ist die militärpolitische Dominanz der USA, insbesondere auf dem Gebiet der Atomwaffen in Europa.

An diesem Rückstand arbeitet Berlin intensiv. Es kann auf Appeasement und Kollaboration seiner europäischen Schuldner rechnen – und auf die Geduld der europäischen Armut, die für die Aufrüstung bitter bezahlt.

Dass es einmal so weit kommen könnte – dass Deutschland erneut „Weltpolitik“ betreibt – davor wurde bereits in der Stunde der deutschen Kapitulation gewarnt - in den USA. Präsident Roosevelt sagte damals:

Wir sollten den Deutschen „nicht die geringste militärische Fähigkeit lassen“, nicht „das geringste militärische Potential“. Und sein Finanzminister Henry Morgenthau schrieb 1945:

„Germany Has the Will to Try it Again“
(Deutschland hat den Willen, es erneut zu versuchen)

„Germany has the Means to Try it Again“
(Deutschland hat die Mittel, es erneut zu versuchen)

„Germany Is Our Problem“
(Deutschland ist unser Problem)

 

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