PARIS/FRANKFURT AM MAIN/BERLIN (Eigener Bericht) - Die Deutsche Börse steht erneut vor dem Scheitern eines Expansionsversuchs und droht in der weltweiten Konkurrenz den Anschluss zu verlieren. Trotz massiver politischer Einflussnahme Berlins ist es dem Unternehmen nicht gelungen, die Vier-Länder-Börse Euronext zu übernehmen; stattdessen deutet sich eine Euronext-Fusion mit dem transatlantischen Konkurrenten New York Stock Exchange (NYSE) an. Wie es unter Finanzexperten heißt, könnte die Deutsche Börse bei der gegenwärtigen Neuordnung der Börsenlandschaft isoliert bleiben und damit zur "europäischen Regionalbörse" herabsinken. Sollte die Euronext-Übernahme endgültig scheitern, müsse man ersatzweise in Süd-, Nord- und Osteuropa nach Expansionsmöglichkeiten suchen, fordern Wirtschaftskreise. In Paris habe sich "nationalistische(r) Kleingeist" durchgesetzt, schreibt die deutsche Presse über den bislang erfolgreichen Versuch französischer Unternehmen, die nationale deutsche Hegemonie über Euronext abzuwehren. ex.klusiv
MADRID/BERLIN (Eigener Bericht) - Die EU wird ein Koordinationszentrum zur Migrationsabwehr auf den Kanarischen Inseln errichten und dort mit Schiffen und Flugzeugen gegen Bootsflüchtlinge vorgehen. Dies teilt die stellvertretende spanische Regierungschefin nach Gesprächen in Brüssel mit. Zugleich verspricht Madrid mehreren afrikanischen Staaten finanzielle Vorteile, wenn sie sich zur Rücknahme von Flüchtlingen bereit erklären, und ergänzt den offenkundigen Menschenhandel um Maßnahmen zur Durchsetzung breit gefächerter Abschiebeabkommen. Die Abschottungspolitik folgt Vorgaben Berlins, das ein weitgehend flüchtlingsfreies Europa anstrebt und zu diesem Zweck Massentragödien vor den europäischen Außengrenzen in Kauf nimmt; über die Situation auf einem vorgeschobenen EU-Stützpunkt nahe Nordafrika veröffentlicht german-foreign-policy.com eine neue Reportage. Obwohl schon jetzt die Zahl anerkannter Asylbewerber in Deutschland gegen Null tendiert, bündelt die Bundesregierung die Arbeit sämtlicher mit der Flüchtlingsabwehr befasster Behörden in einer neuen Zentralstelle im Innenministerium ("Zentrum illegale Immigration") und verlangt den Aufbau einer entsprechenden Institution auch von der EU. ex.klusiv
KHARTUM/KAMPALA/BERLIN (Eigener Bericht) - In Vorbereitung auf einen UN-Einsatz in Darfur ist der Staatsminister im Auswärtigen Amt Gernot Erler gestern in Khartum eingetroffen. Die sudanesische Regierung ist bislang nicht bereit, den Westen des Landes für europäische oder US-amerikanische Militärs zu öffnen. Von Brüssel und Washington protegierte Rebellenmilizen boykottieren den kürzlich abgeschlossenen Friedensvertrag für das Bürgerkriegsgebiet und verschaffen damit der Forderung nach einem dortigen UN-Einsatz neue Legitimation. Gleichzeitig bereitet der Bundestag eine Resolution vor, die seit Jahren andauernde Kampfhandlungen im Norden Ugandas auf die Tagesordnung setzt und zu Spekulationen führt, auch dort könne ein "UN-Einsatz(...) wie im Kongo" bevorstehen. Mit ihrer Offensive in dem zentralafrikanischen Kriegs- und Ressourcengebiet von Darfur (Sudan) bis Katanga (Kongo) reagieren Berlin und andere westliche Staaten auf den wachsenden Einfluss der Volksrepublik China, der inzwischen auch von vereinzelten russischen Avancen begleitet wird. ex.klusiv
Der aus Mitteln des Auswärtigen Amtes geförderte Aufbau von elektronischen Massenmedien in Afghanistan folgt deutschen Mustern. ex.klusiv
HENNEF/PULLACH/BERLIN/PRAG (Eigener Bericht) - Mit diskreter Unterstützung staatlicher Behörden sorgt ein weit gefächertes Organisationsnetz für die Festigung deutscher Kultur und deutscher Sprache im Ausland. Neben dem "Weltverband Deutschsprachiger Journalisten" (WDJ) sind ein "Weltverband Deutschsprachiger Medien" sowie ein "Deutsches Musik-Exportbüro" um den internationalen Einfluss ihres Heimatidioms bemüht. Für das "Deutsche Musik-Exportbüro" wirbt der deutsche Sänger Reinhard Mey als Schirmherr, Vertretungen werden in "Osteuropa", "Asien" und "Lateinamerika" ausgewiesen. Das internationale Deutschtums-Netz ist über eine Postfachadresse in Hennef (bei Bonn) zu erreichen und firmiert dort als "Internationale Medienhilfe" (IMH). Verbindungen bestehen zum "Verein Deutsche Sprache" (VDS) und zum "Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland" (VDA), einer früheren Vorfeldorganisation der deutschen Außenpolitik mit antisemitischer Vergangenheit. Das deutsche Sprach- und Kulturnetz setze sich aus "erzkonservativen bis obskuren" Verbänden zusammen, heißt es in einer Veröffentlichung über neonazistische Umtriebe. Als "schillernd" werden Auftritte des Führungspersonals der "Internationalen Medienhilfe" (IMH) im Ausland bezeichnet. ex.klusiv
BERLIN/KÖLN/BEIJING (Eigener Bericht) - Vor der heute beginnenden ersten China-Reise der Bundeskanzlerin fordern deutsche Unternehmen stärkere Regierungsunterstützung für ihre Expansion in der Volksrepublik. Exporteinbrüche im vergangenen Jahr und das wachsende Handelsbilanzdefizit müssten ausgeglichen werden, die chinesische Regierung habe dazu ihre Währungspolitik anzupassen, verlangen Firmenvertreter. Gleichzeitig versuchen sie, die langfristige Kooperation mit der Volksrepublik durch systematische Anbindung hochqualifizierten Personals zu stabilisieren. Zwar ist das deutsche Wirtschaftsengagement in China willkommen, doch rufen Ansätze einer gegen China gerichteten Asienpolitik in Beijing Verstimmung hervor. Die Ankündigung der Bundesregierung, sich an der Aufrüstung Indiens beteiligen zu wollen und NATO-Kooperationen im Süden des chinesischen Einflussgebietes zu befürworten, gilt als Maßnahme zur Eindämmung der aufstrebenden ostasiatischen Großmacht. Misstöne in der chinesischen Hauptstadt könnten deutschen Unternehmensinteressen schaden, warnen Berliner Wirtschaftskreise. ex.klusiv
Die im "Kampf gegen den Terror" am Horn von Afrika stationierten deutschen Soldaten sind dort zur Sicherung der Ölversorgung eingesetzt, teilt der Bundesminister der Verteidigung mit. ex.klusiv
BELGRAD/PODGORICA/BERLIN (Eigener Bericht) - Am kommenden Sonntag stimmt die Bevölkerung Montenegros über das Ausscheiden aus dem Staatenbund mit Serbien ab. Das Votum entscheidet über den formalen Abschluss der von Berlin betriebenen Zerschlagung des ehemaligen Jugoslawien. Die Befürworter der Sezession profitieren von Maßnahmen Deutschlands und der EU, die dem montenegrinischen Spitzenpersonal ungebrochene Unterstützung zukommen lassen - trotz seit Jahren andauernder strafrechtlicher Ermittlungen wegen offenkundiger Schmuggelkriminalität. Zwar würde Berlin eine weitere Isolierung Serbiens begrüßen, jedoch wird der endgültigen Sezession Montenegros inzwischen keine entscheidende Bedeutung mehr beigemessen. Der Staatenbund mit Serbien funktioniere ohnehin "überhaupt nicht", erklären Politikberater. Um die Nutzbarkeit Südosteuropas für Unternehmen aus den westlichen Industriestaaten zu verbessern, arbeitet die EU inzwischen an einem Plan, der die wirtschaftlichen Triebfedern des NATO-Krieges offenlegt: Das Gebiet des in machtlose Kleinstaaten zerschlagenen ehemaligen Jugoslawien soll im Rahmen einer Freihandelszone wieder zusammengeschlossen werden. ex.klusiv
KINSHASA/BERLIN (Eigener Bericht) - Vor der morgigen Befassung des deutschen Parlaments mit dem Bundeswehreinsatz im Kongo zeichnen sich neue Auseinandersetzungen zwischen den großen Industriestaaten um die Rohstoffe des Landes ab. Eine Bergbau-Konzession, die die kongolesische Regierung kürzlich an ein US-Unternehmen vergeben hat, werde nach den Wahlen in dem zentralafrikanischen Land "vor internationalen Gremien neu zu verhandeln sein", verlangt ein Bundeswehr-General und ehemaliger deutscher Beigeordneter des UN-Generalsekretärs. Die Konzession erlaubt den Abbau der größten unerschlossenen Kupfer-Vorkommen der Welt - zu einem Zeitpunkt, da der Kupferpreis sich vervielfacht hat und seinen höchsten je dagewesenen Stand erreicht. Interesse am kongolesischen Bergbau-Sektor zeigen auch deutsche Unternehmen. Vor dem Hintergrund der eskalierenden Konkurrenz um die Ressourcen des Landes hat die Bundesregierung am gestrigen Mittwoch die Eckdaten für den deutschen Teil der EU-Truppe beschlossen, die in wenigen Wochen in den Kongo geschickt werden soll. ex.klusiv