China zerschlagen (II)

BERLIN/BEIJING (Eigener Bericht) - Unter dem Beifall des Bundespräsidenten sowie deutscher Regierungsmitglieder ruft der Träger eines prominenten deutschen Kulturpreises zur Zerschlagung Chinas auf. China sei ein "Müllhaufen", es müsse "auseinanderbrechen", verlangt der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der in der Bundesrepublik lebt und am Sonntag den prestigeträchtigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Seine Dankrede, in der er zur Zerschlagung seines Herkunftslandes aufrief, wurde von Bundespräsident Gauck sowie weiteren Amtsträgern mit lautem Applaus quittiert. Der diplomatische Affront erfolgte nur wenige Tage nach Unterzeichnung einer "Gemeinsamen Erklärung" durch den deutschen Außenminister und seinen Amtskollegen aus der Volksrepublik, in der Berlin erklärte, seine "strategische Partnerschaft" mit Beijing vertiefen zu wollen. Während solche Schritte der Tatsache Rechnung tragen, dass Chinas wirtschaftliche Stärke auf absehbare Zeit eine gewisse Form der Kooperation erfordert, nicht nur, um Geschäftsinteressen deutscher Unternehmen zu wahren, sondern auch, um Unterstützung in der Euro-Krise zu erhalten, zeigt der Beifall für Liaos aktuelle antichinesischen Invektiven, dass Berlin Beijing auch weiterhin als Rivalen einstuft, der auf lange Sicht bekämpft werden muss.

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