Europas Abstieg (II)

BERLIN/HAMBURG (Eigener Bericht) - Deutsche Think-Tanks diagnostizieren den beginnenden weltpolitischen Abstieg Europas und der Vereinigten Staaten. Europa sei zwar "nach wie vor der größte Wirtschaftsraum der Welt", sei aber einem "schleichenden Bedeutungsverlust" ausgesetzt, heißt es in einer neuen Analyse des staatsfinanzierten German Institute of Global and Area Studies (GIGA). Die USA hätten "ihren Status als Hegemonialmacht offenbar" bereits "eingebüßt". Grund sei der Aufstieg neuer Führungsmächte wie etwa Indien, Brasilien und vor allem China. Der "Club des Westens" verliere "trotz NATO" seine globale Vorherrschaft. Aufstrebende Staaten wie etwa die Türkei, Venezuela oder Iran ließen sich angesichts des westlichen Einflussverlustes schon jetzt "weniger denn je extern steuern". Die Einschätzung des GIGA wird durch ökonomische Prognosen gestützt. Laut einer Studie der Großbank HSBC werden sich die weltwirtschaftlichen Gewichte bis zum Jahr 2050 markant verschieben. In 40 Jahren überträfen die aufstrebenden Volkswirtschaften der Gegenwart die heute dominierenden westlichen Ökonomien und stellten wohl zwei Drittel der 30 wirtschaftsstärksten Länder weltweit, heißt es in der Analyse. Insbesondere europäische Staaten rutschten auf der globalen Rangliste ab und verlören erheblich an Einfluss. Wie die HSBC schreibt, beruht ihre Untersuchung auf einer Fortschreibung aktueller Entwicklungstendenzen. Im Falle von unerwarteten Großinterventionen, etwa Kriegen, könne die Prognose über den Einflussverlust des Westens allerdings nicht unbedingt aufrecht erhalten werden.

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