Wie in der Zeit nach Bismarck

WASHINGTON/BERLIN (Eigener Bericht) - Nach dem Scheitern der deutsch-russischen Pläne zum Verkauf von Opel beginnt der Machtkampf um die Neustrukturierung der europäischen Automobilindustrie erneut. Die von Berlin erhoffte Schwächung der US-Autohersteller in Europa bleibt aus; die angestrebte deutsch-russische Kooperation im Kraftfahrzeugbau verliert ihre Grundlage. Stattdessen muss die Bundesregierung sich darum bemühen, einen Abbau von Produktionskapazitäten in Deutschland zu verhindern: Hatten die Pläne des österreichischen Magna-Konzerns vorgesehen, künftige Kürzungen zu Lasten von Großbritannien und Spanien vorzunehmen, stellt General Motors (GM) jetzt die Stilllegung einiger Betriebe in der Bundesrepublik in Aussicht. Während London und Madrid eine bessere Behandlung ihrer GM-Standorte erhoffen, hält in Berlin die wütende Kritik an: Auch im Fall Opel bleibt unter der neuen US-Regierung die gewünschte Begünstigung Deutschlands aus. Zugleich setzt Washington mit dem Fernbleiben von US-Präsident Obama bei den heutigen Mauerfall-Feiern eine Serie diplomatischer Brüskierungen der Bundesregierung fort. Die Ursache, die auch dem Streit um Opel zugrunde liegt, nennt ein früherer US-Botschafter in Deutschland in der Presse: einen neuen Nationalismus im Berliner Establishment.

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