Kein Fall für Berlin

BERLIN/BAGDAD/MÜNCHEN (Eigener Bericht) - Trotz anhaltender Gefährdung der im Irak bedrohten deutschen Geisel setzen Bundesregierung und deutsche Industrie ihre Zusammenarbeit mit der illegalen Besatzungsverwaltung fort. Die Entführer verlangen ein sofortiges Ende der Berliner Staatsbeihilfen für die Bagdader Administration. Ohne auf diese Forderung einzugehen, verlautbart der Krisenstab, man werde das Leben der entführten Susanne Osthoff zu retten versuchen; gleichzeitig offeriert das Berliner Wirtschaftsministerium interessierten deutschen Firmen schnelle Geschäfte mit dem Folterregime und hat grünes Licht für staatliche Export-Garantien gegeben. Die Vereinbarungen ("Hermes-Kredite") wurden mit den Bagdader Statthaltern im dortigen Finanzministerium getroffen. Von den Berliner Kreditzusagen profitiert u.a. der Siemens-Konzern, der mit diversen Produktsparten im Irak tätig ist. Beim Geschäftsaufbau lassen sich die deutschen Investoren von ortskundigen Mitarbeitern helfen, zu denen auch Susanne Osthoff gehörte. Diese Tätigkeit wird in Guerillakreisen als feindliche Zuarbeit für ausländische Kriegsparteien verstanden. Die bedenkenlose Nutzung individueller Hilfsbereitschaft für die politischen Ziele der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft wurde der jetzt entführten Deutschen zum Verhängnis.

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